Geschäftsbericht 2023

Geschäftsbericht 2023

Risikobericht

Risiken und Chancen

Der Beiersdorf Konzern ist im Rahmen seiner Geschäftstätigkeit einer Vielzahl von Risiken und Chancen ausgesetzt. Diese resultieren unter anderem aus dem unternehmerischen Handeln mit dem Ziel, Chancen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu erschließen und zu nutzen. Risiken und Chancen umfassen spezifische Ereignisse und Entwicklungen, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreten und wesentliche negative bzw. positive finanzielle und nichtfinanzielle Auswirkungen auf die Erreichung der Ziele des Beiersdorf Konzerns haben können. Beiersdorf setzt ein integriertes Risiko- und Chancenmanagementsystem ein, um die wesentlichen Risiken frühzeitig zu erkennen, zu bewerten und konsequent durch gegensteuernde Maßnahmen zu begrenzen. Dieses System wird in der Konzernzentrale koordiniert.

Beiersdorf Risiko-Radar

Schematische Darstellung

Beiersdorf Risiko-Radar (Tortendiagramm)

Integriertes Risiko- und Chancenmanagementsystem

Im Beiersdorf Konzern ist das Risiko- und Chancenmanagementsystem ein integraler Bestandteil der zentralen und dezentralen Planungs-, Steuerungs- und Kontrollprozesse in den einzelnen Gesellschaften, den Management Units und Regionen, auf Ebene der Unternehmensbereiche Consumer und tesa sowie auf Konzernebene. Ergänzt wird das Risiko- und Chancenmanagement durch die jeweiligen rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsysteme, die verschiedenen in- und externen Überwachungsgremien – unterstützt von der internen Revision – sowie die externen Prüfer*innen. Das ebenso hier zu nennende Compliance-Management wird im Kapitel „Nichtfinanzielle Erklärung“ ausführlich beschrieben.

Das Chancen- und Risikomanagement orientiert sich direkt an der Unternehmensstrategie und unterstützt Beiersdorf dabei, seine Potenziale zu erkennen, auch stets unter Risikoaspekten zu analysieren und optimal auszuschöpfen. So ermöglichen beispielsweise regelmäßig durchgeführte Kund*innen- und Wettbewerbsanalysen eine zeitnahe Reaktion auf das dynamische Marktgeschehen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen werden dabei konkrete Marktchancen und -risiken abgeleitet.

Beiersdorf geht Risiken aktiv nur dann ein, wenn diesen die Chance auf eine angemessene Wertsteigerung entgegensteht und sie mittels anerkannter Methoden und Maßnahmen innerhalb der jeweiligen Organisation handhabbar sind. In Fällen, in denen eine vollständige Vermeidung von Risiken nicht möglich oder sinnvoll ist, werden sie durch geeignete Maßnahmen reduziert oder auch auf Dritte transferiert, beispielsweise auf Versicherungsunternehmen.

Im Risikomanagementprozess werden mittels periodisch vorgenommener Inventuren die wesentlichen Risiken gemeinsam mit den risikosteuernden Maßnahmen strukturiert identifiziert, bewertet, dokumentiert sowie nachfolgend kommuniziert. Die entsprechenden Grundsätze, Reporting- und Rückkopplungsprozesse sowie Verantwortlichkeiten sind in einer konzernweit gültigen Richtlinie geregelt. Diese wird regelmäßig aktualisiert.

Beiersdorf Risikodarstellung

Beiersdorf Risikodarstellung (Grafik)

Beiersdorf unterscheidet strategische, funktionale und operative Risiken. Dabei werden unter strategischen Risiken grundsätzliche Rahmenbedingungen, Entwicklungen und Ereignisse betrachtet, die geeignet sein könnten, das Geschäftsmodell des Konzerns oder seiner Unternehmensbereiche wesentlich zu beeinflussen. Funktionale Risiken sind geschäftsmodellimmanente Herausforderungen. Ihnen wird von den verschiedenen Fachfunktionen in aller Regel auf globaler oder regionaler Ebene sowohl durch dauerhafte aufbau- und ablauforganisatorische als auch durch konkrete Einzelmaßnahmen begegnet. Insbesondere im strategischen und funktionalen Risikomanagement sind auch die mit dem Klimawandel verbundenen Chancen und Risiken integriert. Operative Chancen und Risiken sind Sachverhalte, die die konkreten kurzfristigen Umsatz- und Ergebnisentwicklungen unserer Konzerngesellschaften beeinflussen können.

Diesen Risikokategorien sind adäquate Betrachtungszeiträume zugeordnet, die für strategische Risiken grundsätzlich fünf Jahre, für funktionale Risiken in der Regel zwei Jahre und für kurzfristige operative Risiken ein Jahr betragen.

Die Darstellung einzelner Risiken erfolgt in der konzerninternen Berichterstattung einheitlich durch Positionierung innerhalb des sogenannten Risiko-Radars. Die verschiedenen Felder spiegeln die für die Gesellschaft wesentlichen unternehmensinternen und -externen Themenbereiche zusammengefasst wider, aus denen sich Ursachen für Risiken ergeben können. Die auf der vorherigen Seite aufgeführte Grafik (Beiersdorf Risiko-Radar) zeigt schematisch die Struktur des Risiko-Radars von strategischen Risiken. Durch die Zusammenführung von finanziellen, nachhaltigkeits- und rechtskonformbezogenen Themen in einem System wurde der Radar von acht auf sechzehn Themen erweitert.

Zudem werden die Risiken pro Kategorie auf der Grundlage ihrer jeweiligen Eintrittswahrscheinlichkeit sowie der potenziellen finanziellen und nichtfinanziellen Auswirkungen bei Eintritt des Risikos klassifiziert. Es werden Nettorisiken betrachtet, deren Eintrittswahrscheinlichkeit und deren Auswirkungen nach Durchführung von risikosteuernden Maßnahmen – bzw. bei Vorliegen konkreter Planungen unter deren Berücksichtigung – ermittelt werden.

Vorstand und Aufsichtsgremien werden regelmäßig auf Ebene der Unternehmensbereiche Consumer und tesa sowie auf Konzernebene über die Risikolage informiert. Daneben stellen direkte Informationswege sicher, dass plötzlich auftretende, wesentliche Risiken darüber hinaus sofort der Unternehmensführung gemeldet werden. Eine kontinuierliche gegenseitige Information mit der Funktion Corporate Development fördert zusätzlich die Berücksichtigung der Risikoaspekte bei der Unterstützung der Unternehmensführung. Auch steht das zentrale Risikomanagement im kontinuierlichen Austausch mit themen-spezifischen Task-Forces, die je nach Notwendigkeit durch den Vorstand gebildet werden.

Als wesentliches Gremium zur Beratung des Vorstandes in Fragen des Risiko Managements hat das in 2022 neu aufgesetzte Corporate Risk Board (CRiB) seine Arbeit fortgesetzt. Das CRiB ist weiterhin mit leitenden Personen wichtiger, meist global verantwortlicher Konzernbereiche aus mehreren Ressorts besetzt (Marketing, Qualitätsmanagement, interne Revision, Kommunikation, Nachhaltigkeit, Konzernrechnungslegung, IT-Security, Recht). Auftrag dieses Gremiums ist die breit angelegte Sammlung, vertiefte Bewertung und zusammengefasste Darstellung der verschiedenen, teils bereits bekannten, aber auch neu im Gremium erhobenen Risiken. Auf Basis der Einbringung vielschichtiger Perspektiven dient es Beiersdorf so als wichtige, sogenannte kollektive Intelligenz, die eine weitere Verbesserung und Ergänzung im Rahmen der Analyse wesentlicher Risiken ermöglicht.

Wie bereits im Vorjahr haben sich Vorstand und Aufsichtsrat bei der Auseinandersetzung mit den wesentlichen Risiken und Chancen mit dem Vergleich des aktualisierten, qualitativ und quantitativ aggregierten Risikoportfolios zur finanziellen, ebenfalls aktualisierten Gesamt-Risiko­trag­fähigkeit beschäftigt. Dabei war das Ziel erneut, zu ermitteln, ob auf dieser Basis die bisherige Gesamtbeurteilung der Risikolage (siehe unten) verändert werden müsste.

Zur Sicherstellung einer höchstmöglichen Transparenz und Nachvollziehbarkeit wird die finanzielle Risikotragfähigkeit von Beiersdorf auf Basis der durchschnittlichen Nettoliquidität ermittelt. Dabei wird der für die Entwicklung der Nettoliquidität bei der mehrperiodigen Betrachtung heranzuziehende verfügbare Free-Cashflow lediglich um die vorher abgezogenen Investitionen in Wertpapiere sowie Effekte aus vergangenen M&A-Transaktionen wieder bereinigt. Die Ermittlung der Risikotragfähigkeit basiert damit auf einem sehr konservativen Ansatz, da sie grundsätzlich mögliche und durchaus bedeutsame kurzfristige Erhöhungen unserer Liquidität bewusst außer Acht lässt, die in tatsächlichen Krisensituationen abgestuft eingesetzt werden könnten.

Zu diesen Erhöhungen zählten z. B. die Neubeschaffung und/oder Erhöhung von Kreditlinien, die Auflösung stiller Reserven, die Veräußerung von Anlagevermögen, einzelnen Geschäftsfeldern oder den im Bestand befindlichen eigenen Aktien bis hin zu zeitweiser Aussetzung der Dividendenzahlung, Verringerung der beabsichtigten Investitionen in den Markt oder die Erhaltung/der Ausbau unseres Anlagevermögens. Zuletzt haben wir sowohl bei der Nettoliquidität als auch bei der Cashflow-Größe nur den Durchschnittswert der letzten fünf Jahre angesetzt und nicht die höheren aktuellen Werte des Jahres 2023.

Als Ergebnis des Vergleichs der Risikolage mit der entsprechenden Tragfähigkeit lässt sich festhalten, dass das derzeitige, im Berichtsjahr neu bewertete Risikoportfolio im relevanten Betrachtungszeitraum der nächsten zwei Jahre selbst bei einem vollständigen und gleichzeitigen Eintreten aller Einzelrisiken weiterhin nicht im Stande wäre, auch nur annähernd eine bestandsgefährdende finanzielle Situation herbeizuführen.

Darstellung der wesentlichen Risiken und Chancen

Strategische Risiken und Chancen

Alle bereits 2022 bestehenden sowie die im Berichtsjahr 2023 neu aufgetretenen strategischen Risiken wurden erneut einer umfangreichen Überprüfung unterzogen. Wo nötig haben wir die genaue Risikodefinition angepasst sowie die Bewertung von Eintrittswahrscheinlichkeit und/oder -effekt verändert. Im Ergebnis über alle Risiken hinweg ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr quantitativ keine materielle Veränderung der Gesamtrisikolage, da sich einige erhöhte Risiken, zum Beispiel im Bereich von klimabedingten Effekten entlang der vollen Wertschöpfungskette, durch andere verringerte Risiken, zum Beispiel im Bereich der Energieversorgungssituation, ausgleichen. Außerdem haben wir, wie schon im vergangenen Jahr, im Zuge einer vorsichtigen Herangehensweise die bisher über unsere mittelfristigen Planungen hinausgehenden Chancen aktuell aus der quantitativen Nettoermittlung des Risikoportfolios komplett herausgenommen. Weiterhin haben wir einzelne Risikoaspekte, die wir eher zu den tagtäglichen, geschäftsmodellimmanenten Herausforderungen zählen, denen wir uns kontinuierlich stellen, aus den Definitionen strategischer Risiken entfernt, da diese in unseren finanziellen Planungen in aller Regel bereits erfasst sind. Hierzu zählen u. a. immer wieder uns beschäftigende Auseinandersetzungen bei Preisfestsetzungen mit dem Handel und vielfältige Angriffe des Wettbewerbs auf unsere Marken und Produkte, insbesondere die Verteidigung unserer Markenrechte und Produktversprechen.

  1. Reputationsschäden für Marken und Gesamtunternehmen
    Erhalt und Ausbau des Werts unserer großen verbraucher*innennahen Marken mit ihrer breiten Tragfähigkeit sind für die wirtschaftliche Entwicklung von Beiersdorf weiterhin von entscheidender Bedeutung. Wesentlich hierfür ist das immer wieder neu zu bestätigende Vertrauen unserer Kund*innen und insbesondere der Konsument*innen unserer Produkte. Wir haben unser Risikomanagementsystem darauf ausgerichtet, dieses Vertrauen jederzeit in vollem Umfang zu rechtfertigen und so den Wert unserer Marken dauerhaft und erfolgreich zu schützen. Wir prüfen kontinuierlich unsere internen Prozesse in allen Bereichen des Unternehmens, um bei eventuellem Auftreten von potenziell rufschädigenden bzw. -gefährdenden Vorgängen angemessen, sachlich korrekt, schnell und wirkungsvoll reagieren zu können. Wir gehen davon aus, dass dies, gemeinsam mit allen im Folgenden beschriebenen Aktivitäten zur Optimierung der Qualität unserer Produkte und unseres gesamten Marktauftritts, dazu beitragen kann, dass es bei trotz allem auftretenden möglichen Reputationsproblemen zu keinem kritischen Sachverhalt kommen kann. Dies gilt gleichermaßen für unsere Marken wie auch für unser Unternehmen als Ganzes. Unsere umfangreichen Maßnahmen, die wir sowohl in der Umsetzung als auch in der Kommunikation in Bezug auf Nachhaltigkeit, Diversity und weitere Aspekte der Corporate Social Responsibility (CSR) realisiert haben, tragen ebenfalls zur Risikobegrenzung bei. Wir sehen allerdings durch das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz kurzfristig, trotz aller bereits aufgesetzten Maßnahmen, einen leichten Anstieg des Netto-Risikos. Wir stufen die Risiken für die Reputation unserer Marken und unseres Unternehmens insgesamt als signifikant und möglich ein.
  2. Kritische Inhaltsstoffe
    Für eine klarere Abgrenzung und Bewertung haben wir das Risiko, was sich durch den Einsatz kritischer Inhaltsstoffe ergibt, in diesem Bericht gesondert von den allgemeinen Beschaffungsrisiken aufgeführt. Dabei sorgt unsere sowohl inhaltlich als auch geographisch breit aufgestellte Forschungs- und Entwicklungsabteilung, unterstützt durch eine spezialisierte Regulatory Affairs-Funktion, dafür, dass wir zu jeder Zeit sämtliche lokalen rechtlichen Anforderungen erfüllen. Zudem sind wir in permanentem Austausch mit den relevanten Behörden, um rechtzeitig auf sich abzeichnende veränderte Anforderungen im Bereich von Produktformulierungen reagieren zu können. Als Mitglied in den relevanten Verbänden, vor allem auf europäischer Gesamtebene, sind wir als Unternehmen frühzeitig über die sich abzeichnenden Veränderungen informiert. Dazu gehört auch unser regelmäßiger Austausch mit wichtigen Lieferanten. Insgesamt haben wir im vergangenen Jahr unseren internen Prozess zum Umgang mit kritischen Inhaltsstoffen weiter verbessert. Allerdings ist festzustellen, dass durch die weitere Verbreitung von digitalen Applikationen und Kanälen, die sich kritisch mit den Inhaltsstoffen der kosmetischen Industrie auseinandersetzen, die Herausforderungen zunehmend größer geworden sind. Wir stufen das Risiko weiterhin als signifikant und möglich ein.
  3. Beschleunigung der Digitalisierung
    Die digitale Durchdringung der Konsumenteninteraktion entlang des gesamten Marketing- und Verkaufsprozesses nimmt weiter stetig zu. Beiersdorf arbeitet deshalb weiterhin mit hoher Intensität daran, diese Interaktionen möglichst zielgruppengenau zu planen und umzusetzen. Dabei haben wir im vergangenen Jahr erhebliche Anstrengungen im Bereich des Präzisionsmarketing unternommen, die es uns ermöglichen, die Effektivität unserer Investitionen deutlich zu steigern. Gleichzeitig haben wir organisatorisch dafür gesorgt, dass noch stärker integrativ gearbeitet wird, über alle Marken, zwischen den Funktionen und IT und in engem Verbund mit dem Geschäft. Speziell im E-Commerce Bereich haben wir unsere Resourcenausstattung weiter erhöht, um der zunehmenden Bedeutung dieses Kanals gerecht zu werden. Dabei ist es weiterhin eine große Herausforderung, geeignete Talente zu rekrutieren und auch zu halten. Dies gilt insbesondere für das Gebiet der Datenanalyse, das von entscheidender Bedeutung ist, um schnell und präzise Handlungsanweisungen, auch im engen Austausch mit unseren Kunden, zu generieren. Ein weiterer Aspekt ist die vollständige Gewährleistung des privaten Datenschutzes. Hier hilft uns unser Datenschutzmanagementsystem, global gesteuert und lokal implementiert, einen sicheren Umgang mit sensiblen Daten unseres Unternehmens und unserer Geschäftspartner*innen und Konsument*innen kontinuierlich zu gewährleisten. Dies betrifft zum Beispiel die Entwicklung und Nutzung unserer Auftritte in den sozialen Medien oder die Entwicklung neuer Softwarelösungen. Ergänzt werden diese Bemühungen durch klare interne Verhaltensregeln und transparente Führungsstrukturen. Dies wird begleitet von umfangreichen Schulungs- und Kontrollaktivitäten, sowie für den Datenschutz, weiterer Unternehmungen zum weltweiten Rollout. Durch die Vielzahl unsere Maßnahmen schätzen wir in dieser Berichtperiode das Risiko als signifikant und möglich ein.
  4. Wachsende politische und wirtschaftliche Unsicherheiten
    In der Berichtsperiode bleibt die globale politische Lage weiterhin stark angespannt. Neben dem Krieg in der Ukraine sorgt die neue militärische Auseinandersetzung im Nahen Osten für Unsicherheit, da nicht absehbar ist, ob es noch zu einer regionalen Ausweitung kommt, welche dann auch etwas größere, unmittelbare Auswirkungen auf unser Geschäft in der Region haben könnte. Auch wenn es in den letzten Monaten vorerst keine weitere Verschlechterung des amerikanisch-chinesischen Verhältnisses gegeben hat, bleibt dies doch weiterhin ein beträchtlicher Unsicherheitsfaktor.
    Die wirtschaftlichen Aussichten der Weltwirtschaft sind insgesamt schwer abzuschätzen, da die Auswirkungen der sehr starken Zinserhöhungen der letzten anderthalb Jahre möglicherweise erst mit einiger Verspätung in den volkswirtschaftlichen Zahlen ablesbar sind. Hier besteht vor allem in allen Ländern mit hohem Verschuldungsgrad ein hohes Risiko, wenn die wesentlich höheren Kreditkosten die laufenden Haushalte belasten werden. Gleiches gilt für Einzelunternehmen mit hohem Verschuldungsgrad, mit denen Beiersdorf direkt oder indirekt in Geschäftsbeziehungen steht. Hier könnte gerade die Immobilienkrise in China ein nicht zu unterschätzender Faktor sein. Dabei ist Beiersdorf über alle Sparten hinweg geografisch relativ gut ausbalanciert, ohne extreme Abhängigkeiten von einem bestimmten Markt. Potenzielle Markteintritte in neue Länder werden auch vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen umfassend bewertet. Für Russland wird strikt auf das Einhalten aller Sanktionsmaßnahmen geachtet. Trotzdem stufen wir das Risiko der Auswirkungen aus einem eskalierenden militärischen Konflikt oder einer wirtschaftlichen Krise in einem für uns relevanten Markt insgesamt als sehr signifikant und möglich ein.
  5. Knappheit bei Rohstoffen, natürlichen Ressourcen und Energie
    Die allgemeine Beschaffungslage hat sich mit dem Abflauen der durch COVID–19 bedingten Einschränkungen in der globalen Lieferkette in den letzten Monaten verbessert. Dies zeigt sich auch im Preisrückgang einiger wichtiger Rohstoffe und Packmittel, auch wenn zahlreiche Kategorien nicht ihr Preisniveau vor der Pandemie erreicht haben. Gleiches gilt auch für die Energieversorgung, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt als weitgehend gesichert angesehen wird. Um möglichst schnell und angemessen auf mögliche zukünftige Versorgungskrisen reagieren zu können, setzen wir auf ein kontinuierliches Monitoring unserer Märkte und Lieferanten wie auch auf ein adäquates Vertragsmanagement. Gleichzeitig kümmert sich unsere Beschaffung um eine gezielte Steuerung der Aktivitäten in Bezug auf Umfang, Zeitpunkt und Frequenz der einzelnen Einkäufe. Strategische Partnerschaften bleiben dabei wichtige Bestandteile der aktiven Steuerung unseres Lieferantenportfolios ebenso wie interne Programme, die die Agilität der gesamten Wertschöpfungskette und deren Resilienz bei Störungen sicherstellen sollen. Daneben sind wir im Rahmen der Fortsetzung unseres breit angelegten „Value Engineering“-Projekts weiterhin auf der intensiven Suche nach Kostensenkungspotenzialen im gesamten Wertschöpfungsprozess. Obwohl wir grundsätzlich positive Tendenzen sehen, bleibt das Umfeld schwer vorherzusagen. Aus diesem Grund schätzen wir die strategischen bzw. funktionalen Risiken im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit und der Preisentwicklung auf der Beschaffungsseite aufgrund des volatilen Umfelds insgesamt als signifikant und möglich ein.
  6. Cybersicherheit
    Das Risiko aus der Bedrohung unserer und der IT-Systeme unserer direkten Geschäftspartner*innen haben wir im Rahmen der Überprüfung unserer strategischen Risiken nunmehr wieder als spezielles Einzelrisiko ausgewiesen. Dies trägt der besonderen und weiter zunehmenden Bedeutung dieses Risikos Rechnung. Das Risiko der physischen Nichtverfügbarkeiten kritischer Infrastruktur außerhalb der IT (vor allem Produktions- und Lagerzentren, inklusive Transport) haben wir in diesem Jahr dem Risiko aus dem Klimawandel zugeordnet. In Bezug auf Cybersicherheit konnten wir uns auch im Jahr 2023 erfolgreich gegen direkte und indirekte Angriffe auf unsere eigenen IT-Systeme wehren. Dabei haben wir weitere Verbesserungen der IT-Infrastruktur, insbesondere bei Cloud-Diensten, erreicht. Das besondere Risiko, das sich aus vermehrter Arbeit unserer Mitarbeitenden von zuhause ergibt, haben wir weiter durch sowohl technische als auch trainingsbasierte Maßnahmen reduziert. Als wichtige unabhängige Bestätigung unserer Anstrengungen haben wir auch die ISO 27001-Zertifizierung wiederholt. Des Weiteren haben wir damit begonnen, unsere operativen Systeme entlang der Wertschöpfungskette noch besser zu schützen. Angesichts der insgesamt wachsenden Anzahl an Bedrohungen schätzen wir das Risiko trotz allen Fortschritts als signifikant und möglich ein.
  7. Zunehmende ESG Anforderungen
    Die regulatorischen Rahmenbedingungen im Bereich ESG nehmen laufend zu. Dazu tragen insbesondere der „European Green Deal“ in seiner Umsetzung in nationale Gesetzgebung als auch das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) bei. Unabhängig von den rechtlichen Anforderungen hat sich Beiersdorf ambitionierte Ziele gesetzt. Dies wird auch gerade durch unsere eigenen spezifischen Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Verpackungsvermeidung und -reduzierung sowie Klimaschutz deutlich. Die erstmals 2021 verkündete neue Plastikkreislaufstrategie setzen wir dabei ebenso konsequent weiter fort wie auch unsere Bestrebungen zur Entwicklung und Einsatz nachhaltiger Verpackungs- und Nutzungskonzepte. Unsere Fähigkeiten zur transparenten Messung des Fortschritts gegen Zwischenziele haben wir kontinuierlich erhöht. Gleichzeitig fanden auch in 2023 diverse Veranstaltungen in unterschiedlichen Formaten statt, die helfen sollen, das Bewusstsein und Verständnis unserer Mitarbeitenden und Führungskräfte für die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit zu verbessern. Außerdem haben wir in 2023 eine globale Diversity und Inclusion Woche durchgeführt, um einerseits unsere Fortschritte zu teilen, aber auch neue ambitionierte Ziele, zum Beispiel hinsichtlich Menschen mit Behinderung, zu diskutieren. Um den Anforderungen des neuen LkSG gerecht zu werden, haben wir sowohl intern als auch für unsere Lieferanten Trainings, vor allem hinsichtlich Menschenrechte, durchgeführt. Gleichzeitig haben wir die Beurteilung und Prüfung der Lieferanten in Bezug auf das Gesetz begonnen. Aufgrund der hohen Anzahl an Geschäftspartnern wird hier eine Abdeckung nur über einen längeren Zeitraum möglich sein. Da wir weiter von sich erhöhenden Erwartungen an uns in Bezug auf Umweltschutz und als verantwortungsvollem „Corporate Citizen“ ausgehen, sowohl von der Öffentlichkeit, NGOs, aber auch unseren Kunden, bewerten wir das Risiko weiterhin als sehr signifikant und möglich.
  8. Klimawandel-bedingte Auswirkungen auf die vollständige Wertschöpfungskette
    Wir fassen unter diesem neuen Risiko alle sich aus dem Klimawandel möglicherweise ergebenen Auswirkungen auf unsere gesamte Wertschöpfungskette zusammen, vom Bezug kritischer Roh- und Packmaterialien bis zum Transport an den Endkunden. Wir haben 2023 eine umfangreiche externe Studie zur Risikoentwicklung unserer eigenen Standorte bis 2040 durchführen lassen. Die sich daraus ergebenen Einsichten werden nun in geeignete Maßnahmenpakete überführt. Gleichzeitig haben wir damit begonnen, eine kontinuierliche Überwachung dieser Risiken, auch für kritische Inhaltsstoffe, einzurichten. Ein besonderes Augenmerk gilt hierbei der Wasserversorgung der Produktionsstätten. Außerdem werden unsere Notfallpläne zur kritischen Infrastruktur und Versorgung fortlaufend aktualisiert, um in solchen Situation schnell und umfassend reagieren zu können. Zum derzeitigen Zeitpunkt schätzen wir das Risiko als signifikant und möglich ein.
  9. Talentmangel und -fähigkeiten
    Ein weiteres, bisher nur funktionales, nun als strategisch definiertes Risiko betrifft die zunehmende Herausforderung, geeignete Talente zu rekrutieren, zu halten und angemessen schnell und umfassend auf neuen Technologien zu trainieren. Dieses Risiko betrifft sowohl unsere deutschen Standorte, als auch unsere Ländergesellschaften, insbesondere für alle Aufgaben mit starker digitaler Komponente. Hier ist Beiersdorf nicht nur in Konkurrenz zu Wettbewerbern in unserer Industrie, sondern gerade auch zu größeren und kleineren Technologiefirmen. Als wichtigste Maßnahme haben wir deshalb im vergangenen Jahr mit Hochdruck an einem neuen Arbeitgebermarken-Programm gearbeitet, das in Kürze global ausgerollt wird. Weiterhin haben wir unseren Auftritt in den sozialen Medien verstärkt, auch durch die Einbeziehung aller Führungskräfte in die externe Kommunikation, um das Profil und die Bekanntheit von Beiersdorf als attraktivem Arbeitgeber zu schärfen. Darüber hinaus dienen Kooperationen und Kontakte mit Universitäten dazu, qualifizierte Nachwuchskräfte frühzeitig einzubinden, um sie durch spezielle Einstiegsprogramme auf eine Karriere bei Beiersdorf vorzubereiten. Wie auch in den Vorjahren haben wir die Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden über eine externe, standardisierte und anonyme Befragung im Vergleich zu uns selbst und dem Markt bewerten lassen. Hier konnte das sehr hohe Niveau der Zufriedenheit aus dem Vorjahr noch leicht ausgebaut werden. Ein Faktor dabei war vermutlich, dass intern noch mehr Fokus auf qualitativ gute und regelmäßige Entwicklungsgespräche und -maßnahmen gesetzt wurde. Um die Qualifikation der Mitarbeitenden den sich ständig steigenden Anforderungen, gerade im Digitalbereich, anzupassen, haben wir entsprechende Schulungsprogramme aufgesetzt. Diese decken sowohl allgemeine als auch funktionsspezifische Fähigkeiten ab, für die unsere diversen Akademien zuständig sind. Auch aufgrund unserer derzeitigen starken Wettbewerbskraft bewerten wir das Risiko zur Zeit mit gering und möglich.
  10. Generative künstliche Intelligenz
    Wir haben dieses Risiko, was gleichzeitig auch unglaubliche Chancen eröffnet, separat vom Risiko der allgemeinen digitalen Beschleunigung aufgeführt, um der sehr hohen Dynamik in diesem Bereich Rechnung zu tragen. Außerdem ist Beiersdorf als Hersteller von Markenartikeln hierbei besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen zwei Arten von Risiken: einerseits jene, die sich aus der zur Bereitstellung von Daten an die externen Modelle ergeben, anderseits solche, die sich aus der Verwertung der Resultate aus den Modellen ergeben. Als Reaktion auf die rasante Verbreitung von ChatGPT und ähnlichen Werkzeugen haben wir innerhalb kurzer Zeit eine verbindliche rechtliche Leitlinie publiziert, die alle Beiersdorf Mitarbeitenden im Umgang mit diesen Applikationen beachten müssen. Dies soll insbesondere sicherstellen, dass wir Fehler im Umgang mit Urheberrechten und Datenschutz vermeiden. Außerdem haben wir inzwischen eine eigene Beiersdorf GPT Instanz zur Verfügung, sodass Modelle mit unseren eigenen Daten in einem sicheren Umfeld trainiert werden können. Die Erkenntnisse aus den ersten größeren Anwendungsfällen werden so kommuniziert, dass sie auf weitere Versuche angewandt werden können. Neben der Forschung und Entwicklung haben wir insbesondere im Marketing-Bereich damit begonnen, uns im Rahmen einer Taskforce intensiv mit den Chancen und Risiken zu beschäftigen. Dabei decken wir sowohl die kreativen Möglichkeiten als auch die produktivitätssteigernden Aspekte der neuen Technologie ab. Wir werden weiterhin an der Gestaltung der Rahmenbedingungen für die sichere Nutzung der Werkzeuge arbeiten. Zum jetzigen Zeitpunkt, auch weil die Anwendungsfälle noch begrenzt sind, stufen wir das Risiko als gering und unwahrscheinlich ein.

Funktionale Risiken und Chancen

Wir haben auch in dieser Berichtsperiode alle funktionalen Risiken und Chancen durch die globalen Funktionen bewerten lassen. Dabei gibt es teilweise eine starke Überschneidung mit den strategischen Risiken und Chancen, sodass eine separate Quantifizierung in den meisten Fällen nicht sinnvoll ist. Dies trifft insbesondere auf die Themen Reputation, Klimawandel und Nachhaltigkeit sowie Beschaffung zu. Allerdings gibt es bei all diesen Themen aus der rein funktionalen Sicht noch zusätzliche kompensierende Maßnahmen, die wir bei den strategischen Risiken auf die Hauptaktivitäten beschränken. Ein Beispiel ist die Einrichtung von Beschaffungskontrakten mit Absicherungsklauseln, die die Volatilität bei wichtigen Rohstoffen und Verpackungsmaterialien in unsicheren Märkten reduziert.

Nur als funktionales Risiko haben wir zum Beispiel die Nicht-Konformität bezüglich des europäischen Kapitalmarktgesetzes aufgelistet, insbesondere die Risiken des Insiderhandels sowie der Nichtbeachtung der Adhoc Berichtserfordernisse. Hier führen wir schon seit Jahren regelmäßige, zielgruppengenaue Training durch. Außerdem stellen wir den internen Informationsaustausch zu potentiellen relevanten Adhoc-Fakten fortlaufend sicher. Ein Adhoc-Komitee kümmert sich um die Bewertung der Information und deren Dokumentation. Das Risiko bewerten wir als signifikant und möglich.

Ein weiteres, rein funktionales Risiko betrifft das Marktrisiko aus Kapitalanlagen. Potenzielle Ausfallrisiken im Zusammenhang mit der Anlage der Konzernliquidität werden dadurch begrenzt, dass Anlagen nur bei definierten sicheren Kontrahenten erfolgen. Das Kontrahentenrisiko überwachen wir täglich anhand von Ratings und haftendem Eigenkapital der Kontrahenten sowie fortlaufend aktualisierten Risikoindikatoren. Mit Hilfe dieser Parameter werden Höchstbeträge für Anlagen bei Partnerbanken und Wertpapieremittenten ermittelt (Kontrahentenlimits), denen wir die tatsächlich getätigten konzernweiten Anlagen gegenüberstellen. Wir haben den überwiegenden Teil unserer Liquidität in risikoarmen Titeln angelegt (z. B. Staats-/Industrieanleihen und Pfandbriefe). Die schriftlich niedergelegte Investitionsstrategie wird regelmäßig mit unserem internen Kontrollgremium und dem Aufsichtsrat abgestimmt. Unser Risikomanagementprozess beinhaltet die Betrachtung des „Conditional Value at Risk“, sodass auch extreme Marktsituationen simuliert, verstanden und für die Anlageentscheidungen berücksichtigt werden können. Klare Zuordnungen von Verantwortlichkeiten, zentrale Regeln zur grundlegenden Begrenzung finanzieller Risiken und die bewusste Ausrichtung der eingesetzten Instrumente auf die konkreten Erfordernisse unserer Geschäftstätigkeit sind Ausdruck des finanzbezogenen Risikomanagements von Beiersdorf. Spezielle und weitergehende Informationen zum Ausmaß der Währungs-, Zins-, Ausfall- und Liquiditätsrisiken finden sich in der Anhangangabe 29 „Zusätzliche Angaben zu Finanzinstrumenten, Finanzrisikomanagement und derivativen Finanzinstrumenten“. Durch die gestiegenen Zinsen kann unsere auf Vorsicht ausgerichtete Strategie einfacher umgesetzt werden. Wir stufen deshalb dieses Risiko als signifikant, aber unwahrscheinlich ein.

Zuletzt ist das Risiko aus Steuer- und Zollprüfungen in einem anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld zu nennen, auch gerade vor dem Hintergrund einiger wichtiger Veränderungen in unserem globalen Transferpreismodell. Hier besteht insbesondere das Risiko, dass bei Prüfungen in den lokalen Gesellschaften keine ausreichende Dokumentation vorhanden ist, was zur Ablehnung unseres Transferpreisansatzes und damit zu höheren Steuerabgaben führen könnte. Wir haben deshalb unsere Anstrengungen bezüglich Trainings für Steuerinhalte und allgemeine Kommunikation zu Steuerthemen erhöht. Gleichzeitig arbeiten wir an der Entwicklung von digitalen Anwendungen, die für mehr Transparenz und gleiche globale Standards, zum Beispiel in Bezug auf Berechnung und Dokumentation, sorgen. Ferner haben wir für kritische Themen die Expertise von externen Dritten verstärkt. Insgesamt halten wir das Risiko für sehr signifikant, aber unwahrscheinlich.

Kurzfristige operative Risiken und Chancen

Neben den auch langfristig möglichen Auswirkungen aus der Vielzahl an geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, die wir in den strategischen Risiken genannt haben, sehen wir auch bei den operativen Risiken den Bezug zu dieser Volatilität. Dabei spielen die Preisverhandlungen mit unseren Kunden sowie die Reaktion unserer Konsumenten*innen auf die veränderten Preise eine wichtige Rolle. Hier haben wir in den letzten zwei Jahren wertvolle Erfahrungen sammeln können, die auch in unsere Analysetools zur Simulation eingeflossen sind. Daher sind die wichtigsten Annahmen zu Preisen und Volumen, mit wenigen Ausnahmen, bereits vollständig in den Basisplan eingearbeitet worden. Darüber hinausgehende Effekte schätzen wir als unwahrscheinlich und gering ein.

Das grundsätzliche Risiko einer Pandemie hatten wir in den letzten Jahren in den funktionalen Risiken mit entsprechenden Maßnahmen abgebildet. In der aktuell abgelaufenen Periode hat sich unsere kurzfristige Einschätzung insofern verändert, als dass das Ende der Corona-Schutzmaßnahmen in vielen Ländern positive Aufholeffekte, vor allem in Kategorien wie Sun oder Lip, möglich gemacht hat. Diese Chancen haben wir in der Regel in der Basis-Vorhersage abgebildet und sehen mittelfristig keine weiteren signifikanten Effekte.

Die verbleibenden, wichtigen operativen Nettorisiken ergeben sich wie in der Vorperiode ausschließlich aus rechtlichen oder steuerlichen Verfahren sowie aus Betriebsprüfungen. Diese Risiken wurden soweit möglich durch interne und externe Expert*innen angemessen und mit Vorsicht bewertet. Einschätzungen zu Verlauf und Ergebnissen von Rechtsstreitigkeiten sind mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. Auf Basis der derzeit vorliegenden Informationen sind keine wesentlichen Belastungen für den Konzern zu erwarten, die als wahrscheinlich einzuschätzen wären.

Weitere Informationen und Einzelheiten zum Ausmaß der hier beschriebenen Risiken finden sich in der Anhangangabe 30 „Haftungsverhältnisse, sonstige finanzielle Verpflichtungen und rechtliche Risiken“.

Monitoring der Risiken und Chancen

Das formale Monitoring der strategischen und funktionalen Risiken inkl. der entsprechenden mitigierenden Maßnahmen findet einmal jährlich auf Ressort- und Gesamtvorstandsebene sowie anschließend im Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats statt. Daneben begleiten diese Themen natürlich ebenso wie die Beachtung unserer risikopolitischen Grundsätze jede wesentliche Geschäftsentscheidung, die auf den verschiedenen Ebenen im Unternehmen getroffen wird.

Das Monitoring der operativen Risiken und Chancen erfolgt in Ergänzung zu den oben genannten Berichten kontinuierlich im Rahmen des finanziellen Planungs-, Forecasting- und Reportingprozesses auf lokaler, regionaler und zentraler Ebene. Hierbei wird darauf geachtet, dass unter Berücksichtigung getroffener bzw. konkret geplanter Maßnahmen, z. B. auch durch Bildung von Rückstellungen, alle eher wahrscheinlichen Umsatz- und Ergebniseffekte angemessen in unsere Finanzdarstellung direkt einfließen. Unter Führung der Konzern-Controlling-Funktion gemeinsam mit dem Risikomanagement, der internen Revision und weiterer relevanter Controlling-Funktionen wird dies zusätzlich durch einen monatlichen Review wesentlicher Finanzkennzahlen der Konzerngesellschaften ergänzt, um potenziell kritische Entwicklungen schnell und zielgerichtet mit den Beteiligten anzusprechen und ggf. Korrekturmaßnahmen einleiten zu können.

Aktuelle Informationen zur Risikoentwicklung fließen somit auch regelmäßig unterjährig in die Steuerungs- und Planungssysteme der Unternehmenseinheiten ein und sind Gegenstand der Entscheidungs- und Kontrollprozesse. Durch die direkte Verzahnung von Risiko­inventur- und Planungsprozess wird das Risikomanagementsystem kontinuierlich weiterentwickelt und ein unternehmensweites Risikobewusstsein verankert.

Zusammenfassende Darstellung der Risikolage

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit der wesentlichen bestehenden Risiken in der Einzelbetrachtung nur für das Risiko „Reputationsschäden für Marken oder Gesamtunternehmen“ nach oben verändert. Dadurch, dass die drei neuen strategischen Risiken in der Vorperiode schon weitgehend durch die funktionalen Risiken abgedeckt waren, ergibt sich für die Risikolage gesamthaft keine Veränderung. Die möglichen finanziellen Auswirkungen bei Eintritt der bestehenden strategischen Risiken haben wir teilweise nach unten (digitale Beschleunigung, Material- und Energieknappheit) angepasst, gleichzeitig aber neue strategische Risiken hinzugefügt. Insgesamt sehen wir daher kein Erfordernis zur qualitativen Neupositionierung speziell der strategischen Risiken.

Auch unter Berücksichtigung dieser aktualisierten Einschätzungen ergibt sich aktuell keine grundlegende Änderung unserer Bewertung der gesamthaften Risikolage. Wie im Vorjahr wurde diese Bewertung untermauert durch eine Gegenüberstellung des aktuellen, quantitativ wie qualitativ aggregierten Risiko-Gesamt­portfolios mit der sehr konservativ ermittelten und u. a. aufgrund der weiter verbesserten Liquiditätslage des Konzerns leicht erhöhten, aktuellen Risikotragfähigkeit des Beiersdorf Konzerns. Beiersdorf sieht sich damit auch zu diesem Zeitpunkt in der Überzeugung bestärkt, dass keine bestandsgefährdenden Risiken – weder für den Beiersdorf Konzern insgesamt noch für einzelne Segmente unseres Geschäfts – vorliegen.

Rechnungslegungsbezogenes internes Kontrollsystem

Ziel des rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems ist es, durch Implementierung geeigneter Grundsätze, Verfahren und Kontrollen die Ordnungsmäßigkeit und Verlässlichkeit der Buchführung und der Finanzberichterstattung des Abschlusses und des Lageberichts des Beiersdorf Konzerns sowie der Beiersdorf AG entsprechend den gesetzlichen Vorschriften sowie den relevanten Rechnungslegungsstandards sicherzustellen.

Der Umfang und die Ausrichtung des eingerichteten internen Kontrollsystems wurden durch den Vorstand anhand der konzernspezifischen Anforderungen ausgestaltet. Das rechnungslegungsbezogene interne Kontrollsystem besteht aus den Komponenten Kontrollumfeld, Risikobeurteilungsprozess, Kontrollaktivitäten, Information, Kommunikation und Überwachung.

Im Rahmen einer Analyse wurden die Posten und Positionen mit den wesentlichen Risiken für den Abschluss identifiziert, denen anschließend die zugrunde liegenden Prozesse zugeordnet wurden. Für diese Prozesse wurden konzernweit präventive, überwachende und aufdeckende Sicherungs- und Kontrollmaßnahmen im Rechnungswesen, in der Informationsverarbeitung und in operativen Funktionen definiert. Zu den Maßnahmen zählen unter anderem Funktionstrennungen, manuelle und IT-gestützte Genehmigungsprozesse nach dem Vier-Augen-Prinzip, IT-Kontrollen, Zugriffsbeschränkungen und Berechtigungskonzepte im IT-System sowie systemgestützte Verfahren zur Verarbeitung konzernrechnungslegungsbezogener Daten. Eine Aktualisierung dieser Maßnahmen erfolgt regelmäßig.

Die wesentlichen Rechnungslegungsprozesse der Beiersdorf AG und der meisten Tochtergesellschaften werden durch in- und externe Shared Service Center einheitlich – in Teilen mit Hilfe vollautomatisierter Prozesse – abgedeckt. Die rechnungslegungsbezogene Berichterstattung der in den Konzernabschluss einbezogenen Tochtergesellschaften sowie die Konsolidierung erfolgen weitgehend mit Hilfe standardisierter IT-Systeme. Verfahrensanweisungen, standardisierte Meldeformate und IT-gestützte Berichts- und Konsolidierungsprozesse unterstützen die rechnungslegungsbezogene Berichterstattung.

Der Konzernabschluss basiert auf einer von der Beiersdorf AG vorgegebenen Bilanzierungsrichtlinie. Auf Basis einer kontinuierlichen Analyse von Änderungen im regulatorischen Umfeld hinsichtlich Relevanz und Auswirkungen erfolgt eine laufende Anpassung dieser Richtlinie.

Auch der Rechnungslegungsprozess sowie die Einhaltung der Kontrollanforderungen und der Bilanzierungsrichtlinie von den in den Konzernabschluss einbezogenen Gesellschaften werden regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst.

Weiterhin gilt, dass auch angemessen und funktionsfähig eingerichtete Systeme keine absolute Sicherheit hinsichtlich der richtigen, vollständigen und zeitnahen Erfassung von Sachverhalten in der Rechnungslegung gewährleisten. Insbesondere persönliche Ermessensentscheidungen, fehlerbehaftete Kontrollen, kriminelle Handlungen oder sonstige Umstände können nicht vollständig ausgeschlossen werden. Im Falle ihres Auftretens können sie zur eingeschränkten Wirksamkeit und Verlässlichkeit des internen Kontrollsystems führen.

Angemessenheit und Wirksamkeit der internen Kontroll- und Risikomanagementsysteme1

Neben den kontinuierlich und systematisch von der internen Revision zentral und dezentral geprüften rechnungslegungsbezogenen Prozessen, Risiko­früh­erkennungs- und -überwachungssystemen mit ihren entsprechenden Kontrollen verfügt Beiersdorf darüber hinaus in allen wesentlichen, für einen ordentlichen und gesetzeskonformen Betrieb erforderlichen Bereichen inkl. der bereichsübergreifenden Prozesse (z. B. in Forschung und Entwicklung, Produktion und Logistik, Qualitätsmanagement, aber ebenso in Marketing und Vertrieb, sowie speziell im integrierten, praktisch alle Unternehmensfunktionen einbeziehenden Innovationsprozess) über umfangreiche interne Regelungen, Vorschriften und Prozesse, die regelmäßig kommuniziert, auf ihre Einhaltung hin überprüft, ggf. aktualisiert und kontinuierlich in Schulungen vermittelt werden. Auch für die Nachhaltigkeitsaspekte haben wir entsprechende Erfassungs- und Kontrollmechanismen entwickelt, deren Einhaltung auch regelmäßig von der Internen Revision geprüft wird. Für das Risikomanagement haben wir zudem im Jahr 2023 ein integriertes IT-System implementiert, welches Risiken in den Bereichen Finanzen, Compliance und Nachhaltigkeit zusammenführt. Mit der Überwachung und Kontrolle dieser Systeme befasst sich der Vorstand fortlaufend, auch in enger Abstimmung mit der internen Revision. Der Vorstand wird seinerseits durch den Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats in Fragen der Angemessenheit und Wirksamkeit des internen Kontrollsystems, des Risikomanagementsystems und des internen Revisionssystems regelmäßig beraten und überwacht. Hieraus hat sich zuletzt kein wesentlicher Anpassungs- oder Verbesserungsbedarf hinsichtlich dieser Systeme ergeben. Beiersdorf hat daher keinen Grund anzunehmen, dass in den relevanten Unternehmensbereichen und Themengebieten keine angemessenen oder nicht wirksamen internen Kontroll- und Risikomanagementsysteme vorlägen.

Unabhängige Überwachung

Die Aufsichtsgremien und die interne Revision sind mit prozessunabhängigen Prüfungstätigkeiten in das interne Kontrollsystem des Beiersdorf Konzerns eingebunden. Die interne Revision beurteilt systematisch die Integrität der Finanzbuchhaltung, die Effektivität des rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems und des Risiko- und Chancenmanagementsystems sowie die Einhaltung der Compliance-Regeln. Als prozessunabhängige Instanz prüft sie risikoorientiert die Geschäftsprozesse, die installierten Systeme, die implementierten Kontrollen und die finanzielle Abbildung der Geschäftsvorgänge. Die Erkenntnisse aus den Prüfungen werden für eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Geschäftssteuerung sowie der präventiven und detektiven Kontrollen genutzt. Im Geschäftsjahr 2022 wurde ein standardisiertes Monitoring-System eingeführt, das die globale Überwachung der Durchführung der Kontrollen zunächst in den Kerngeschäftsprozessen Order-to-Cash sowie Purchase-to-Pay ermöglicht. Der Einsatz des Systems wurde 2023 weiter verfeinert und ausgebaut.

Des Weiteren beurteilten die Konzernabschlussprüfer*innen gemäß § 317 Abs. 4 HGB sowie § 91 Abs. 2 AktG die Funktionsfähigkeit des Risiko­früh­erkennungs- und -überwachungs­systems. Die interne Revision sowie die Konzernabschlussprüfer*innen berichten regelmäßig an die Aufsichtsgremien zu den Prüfungsergebnissen.

Der Prüfungsausschuss der Beiersdorf AG überwacht insbesondere den Rechnungslegungsprozess sowie die Wirksamkeit des internen Kontrollsystems, des Risikomanagementsystems und des internen Revisionssystems. Dabei werden neben Standardberichten regelmäßig auch vertiefende Analysen zu einzelnen Grundsatz- und/oder aktuell relevanten Themen zur Information herangezogen.

1 Dieser Abschnitt ist kein prüfungspflichtiger Bestandteil des zusammengefassten Lageberichts.

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