Kreislaufwirtschaft
Consumer
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Unsere Produkte stehen weltweit für hohe Qualität und effektive Hautpflege. Diesem Qualitätsanspruch und den gestiegenen Nachhaltigkeitsanforderungen wollen wir gerecht werden und das Vertrauen der Verbraucher*innen in unsere Produkte wahren. Für uns umfasst dieses Vertrauen auch, negativen Umweltauswirkungen entgegenzuwirken. Deswegen sehen wir uns in der Verantwortung, die Umweltverträglichkeit unserer Produkte zu optimieren und ressourcenschonend zu handeln.
Für die Integration von Produktnachhaltigkeit in unsere Unternehmensstrategie C.A.R.E.+ und auf Markenebene ist der Vorstand verantwortlich. Ihm ist das Corporate Sustainability Team direkt unterstellt. Über unser Sustainability Council erfolgt ein regelmäßiger Austausch mit dem Senior Management aus Marketing, Forschung und Entwicklung sowie Supply Chain. Das Gremium berichtet über laufende Projekte und überwacht den Status der Zielerreichung. Wir nutzen die Expertise verschiedener Abteilungen und beziehen externe Stakeholder*innen wie Kunden, Lieferanten, Nachhaltigkeitsberatungen und NGOs mit ein, um funktions- bzw. wertschöpfungskettenübergreifende Projekte umzusetzen.
Ganzheitliche Betrachtung von Produkten
Es ist uns wichtig, unsere Produkte ganzheitlich nach ihren ökologischen und sozialen Auswirkungen zu bewerten. Mittels sogenannter Lebenszyklusanalysen (LZA) werden für bestimmte Produkte alle Umweltwirkungen von der Rohstoffbeschaffung bis zur Entsorgung aufgelistet und zusammengefasst. Anhand dieser Analyse erstellen wir eine Ökobilanz, die darstellt, welche Auswirkungen das Produkt auf die Umwelt hat und wo es Verbesserungspotenziale gibt. Außerhalb der Nutzungsphase durch die Verbraucher*innen hängt der Umwelteinfluss unserer Produkte vor allem von den eingesetzten Rohstoffen und der Ressourceneffizienz der Verpackungen ab. Daher konzentrieren wir unsere Nachhaltigkeitsbemühungen auf diese Bereiche.
Nachhaltige Verpackungen
Der Verbrauch natürlicher Ressourcen ist über die vergangenen Jahrzehnte weltweit kontinuierlich gestiegen. Negative Umwelteinflüsse sowie die Abfallproduktion nehmen stetig zu und schaden der Umwelt dauerhaft. Um dem entgegenzuwirken, setzt sich Beiersdorf für die Stärkung der Kreislaufwirtschaft ein: Die Kreislauffähigkeit unserer Verpackungen und Inhaltsstoffe ist für uns von zentraler Bedeutung.
Unsere Verpackungen bestehen aufgrund des geringen Gewichts, der hohen Stabilität und der gleichzeitigen Flexibilität zu großem Teil aus Kunststoffen. Somit nutzen wir Materialien, die meist auf endlichen fossilen Ressourcen basieren und vielfach nicht recycelt werden. Wir arbeiten intensiv daran, unsere Kunststoffverpackungen nach den Nachhaltigkeitsprinzipien „Vermeiden, Reduzieren, Wiederverwenden und Recyceln“ zu optimieren und so unseren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu leisten. Damit unsere Maßnahmen messbar sind, haben wir uns im Bereich Verpackungen folgende globale Ziele gesetzt, die wir bis Ende 2025 erreichen möchten:
- Im Vergleich zu 2019 möchten wir 50 % weniger fossilbasierte Neukunststoffe in unseren Verpackungen einsetzen
- und mindestens 30 % Rezyklat, also recyceltes Material, in unsere Kunststoffverpackungen integrieren
- 100 % unserer Verpackungen sollen wiederbefüllbar, wiederverwendbar oder recyclingfähig sein.
2023 sind wir auf dem Weg zu unseren Zielen wie folgt vorangekommen:
- 16 % Reduktion von fossilbasiertem Neukunststoff in unseren Verpackungen (2022: 15 %).
- 12 % Rezyklat in unseren Kunststoffverpackungen (2022: 10 %).
Bei der Kalkulation der 2022 und 2023 Zielerreichung wurden die Volumina für das Basisjahr 2019 aufgrund vorgenommener Stammdatenkorrekturen aktualisiert.
Während die Integration von recyceltem Material in unsere Kunststoffverpackungen planmäßig voranschreitet, erwarten wir, dass wir unser Reduktionsziel für fossile Neukunststoffe erst 2026 statt 2025 erreichen werden. Diese Entwicklung basiert auf längeren Vorlaufzeiten für Formen und Equipment von Kunststoffteilen, sowie auf einem über den Erwartungen liegenden Volumenwachstum.
Im Berichtsjahr haben wir beschlossen, unser Ziel für das Design von Kunststoffverpackungen zu erweitern. Bis 2032 wollen wir die Verwendung von fossilem neuem Kunststoff in unseren Verpackungen vollständig einstellen. Neben der Verwendung von recycelten und biobasierten Kunststoffqualitäten wird dies auch die Erforschung neuer, alternativer Materialien erfordern. Beginnend mit dem Berichtsjahr 2024 werden wir über dieses mittelfristige Ziel berichten.
Unser drittes Ziel, die Recyclingfähigkeit, bezieht sich auf das Ende des Verpackungslebenszyklus. Um unsere Fortschritte hinsichtlich der Recyclingfähigkeit messbar zu machen, führten wir 2021 eine neue Methodik gemäß den Prinzipien der Ellen MacArthur Foundation ein.1
2022 etablierten wir mit „Design for Recycling“ eine weitere Kenngröße, nach der eine Verpackung von Beginn an in mindestens einem Land recyclingfähig sein muss, auch wenn dies in der heutigen Infrastruktur noch nicht global möglich ist. Damit erfüllen alle Verpackungen, die heute schon global recyclingfähig sind, gleichzeitig auch die Kriterien für Design for Recycling.
Beide Ziele, Design for Recycling und globale Recyclingfähigkeit, werden seit 2022 auf alle eingesetzten Verpackungsarten und Materialien (Kunststoff, Metall, Glas und Papier) angewendet.
Auf Grundlage der Methodik einer unabhängigen Zertifizierungsstelle bewerten wir die globale Recyclingfähigkeit und das Design for Recycling digital; die Analyse bezieht sich auf den Anteil recyclingfähiger Materialien am Verpackungsgewicht. Basierend auf den individuellen Analysen ermitteln wir die Recyclingfähigkeit des Gesamtportfolios.
Im Berichtsjahr
- stammten 80 % unseres Verpackungsgewichts von Verpackungen, die recyclingfähig gestaltet wurden („designed for recycling“) (2022: 80 %).
Zudem entspricht folgender Anteil den Anforderungen an globale Recyclingfähigkeit:
- 67 % des Gewichts aller Verpackungen galten als global recyclingfähig (2022: 67 %).
Umweltfreundliche Produktformeln
Um die Kreislauffähigkeit unserer Produktformeln zu optimieren, haben wir uns sowohl hinsichtlich des Verzichts auf Mikroplastik gemäß der Definition des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP)2 als auch für den Einsatz von biologisch abbaubaren Polymeren Ziele gesetzt.
Zum Ende des Berichtsjahres haben wir bereits eins dieser Ziele erreicht und die Herstellung von kosmetischen Produkten der Marke Eucerin, die Mikroplastik enthalten, eingestellt. Dazu haben wir Produkte entweder komplett aus dem Portfolio genommen oder ihre Zusammensetzung überarbeitet. Für Produkte der Marke NIVEA nutzen wir bereits seit 2021 kein Mikroplastik mehr.
Darüber hinaus möchten wir bis Ende 2025 ausschließlich biologisch abbaubare Polymere in unseren europäischen Produktformeln verwenden – und damit einen Beitrag zur Vermeidung von Umweltverschmutzung leisten.
Polymere sind Moleküle, die aus vielen, sich wiederholenden Untereinheiten bestehen. Sie werden in Kosmetika häufig verwendet und bewirken verschiedene Produkteigenschaften, z. B. eine erhöhte Wasserfestigkeit von Sonnenschutzprodukten. Viele Polymere, die organischen Kohlenstoff enthalten, sind biologisch abbaubar. Das heißt, sie können komplett durch Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze zu Wasser und Kohlendioxid abgebaut zu werden. Bei anderen Polymeren ist dies nicht der Fall; es bleiben chemische Stoffe in der Umwelt zurück. Schrittweise verzichten wir auf solche, nicht biologisch abbaubaren Polymere. Dadurch wollen wir potenzielle Umweltauswirkungen reduzieren.
Dazu bewerten wir alle Rohstoffe im Hinblick auf ihre biologische Abbaubarkeit. Für diese Bewertung wenden wir Anhang XIII der europäischen REACH-Verordnung und die entsprechenden Leitlinien zu Informationsanforderungen (Kapitel R.11) an. Die dort enthaltenen Kriterien für die Persistenz von Stoffen beschreiben die Anforderungen an den Zeitraum, in dem ein Molekül als biologisch abgebaut gilt. Auf dieser Grundlage identifizieren wir Polymere, die nicht ausreichend biologisch abbaubar sind und bis Ende 2025 in unseren europäischen Produktformulierungen vermieden werden sollen. Um dieses Ziel zu erreichen, ersetzen wir nicht nur direkt die Inhaltsstoffe, sondern entwickeln auch völlig neue Polymertechnologien. Die Rohstoffgruppe der Silikone, bestehend u. a. aus Dimethicone und Cyclomethicone, weisen wir separat aus. Sie sind aufgrund ihrer stofflichen Zusammensetzung – da sie keinen organischen Kohlenstoff in der Polymerkette enthalten – in der Natur zwar mit der Zeit abbaubar, per Definition aber nicht biologisch abbaubar. Deshalb betrachten wir sie getrennt von anderen Polymeren und arbeiten daran, ihren Gebrauch zu reduzieren.
Im Vergleich zum Jahr 2018 haben wir im Berichtsjahr bereits 67 % weniger nicht biologisch abbaubare Polymere in unseren europäischen Produktformeln verwendet. Damit reduzierten wir den Anteil verglichen mit dem Vorjahr um weitere 4 Prozentpunkte. Den Einsatz der Rohstoffgruppe Silikone konnten wir im Vergleich zum Jahr 2018 um 36 % reduzieren.
Darüber hinaus ist es unser Ziel, den Einsatz von Rohstoffen aus nicht fossilen, erneuerbaren Materialien zu erhöhen und gleichzeitig eine nachhaltigere Beschaffung zu ermöglichen. So wollen wir negative Umweltauswirkungen durch eine erhöhte Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen verhindern (s. Kapitel „Nachhaltige Landnutzung“).
Partnerschaften im Bereich Produktnachhaltigkeit
Auf unserem Weg hin zu einer Kreislaufwirtschaft arbeiten wir bei Beiersdorf eng mit Partnern zusammen, die unsere Ziele teilen. Wir engagieren uns in Verbänden und internationalen Gremien und tauschen uns über diese Plattformen intensiv mit anderen Akteuren aus.
Die Ellen MacArthur Foundation (EMF) ist eine führende Organisation, die sich dafür einsetzt, die Transformation zur globalen Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen und eine regenerative und restaurative Wirtschaft aufzubauen. Dabei arbeitet sie mit Unternehmen, Wissenschaft, Politik und Institutionen zusammen. Im Netzwerk der Stiftung tauschen wir uns aus und entwickeln gemeinsam neue Ideen. Beiersdorf unterstützt und berichtet nach den Kennzahlen des Global Commitment. Außerdem sind wir seit 2021 Netzwerkmitglied der EMF. Im Berichtsjahr haben wir uns im Bereich der Nachfülllösungen engagiert.
Um das globale Problem der Plastikverschmutzung anzugehen, haben die Ellen MacArthur Foundation und der WWF 2022 die „Business Coalition for a Global Plastics Treaty“ gegründet. Beiersdorf ist dem Bündnis als Unterstützer beigetreten. Das gemeinsame Ziel ist es, einen ehrgeizigen, wirksamen und rechtsverbindlichen UN-Vertrag zur Beendigung der Plastikverschmutzung zur Unterzeichnung zu bringen.
2022 ist Beiersdorf dem EcoBeautyScore Consortium beigetreten. Ziel dieser Initiative aus mehr als 70 Kosmetik- und Körperpflegeunternehmen sowie -verbänden ist es, einen leicht verständlichen, global geltenden Standard zu schaffen, der eine informierte Entscheidungsfindung für den nachhaltigen Konsum von Kosmetik- und Hautpflegeprodukten fördert. In diesem Berichtsjahr waren Mitarbeitende aus Forschung und Entwicklung, Corporate Sustainability sowie den Beiersdorf Shared Services an der Arbeit des Konsortiums beteiligt.
Auch über den Einfluss der direkten Geschäftstätigkeit hinaus will Beiersdorf neue Ideen im Bereich Kreislaufwirtschaft unterstützen. Deshalb hat sich das Unternehmen über seinen OSCAR&PAUL Venture Capital Fund am schweizerischen Start-up-Unternehmen DePoly beteiligt. DePoly entwickelt energieeffiziente und selektive chemische Recycling-Technologien für derzeit nicht wiederverwertbare Plastik- und Polyester-Abfallströme. Mit der Beteiligung unterstützt Beiersdorf die Entwicklung neuer Recyclinglösungen für Verpackungen in der Kosmetikindustrie.
Auf dem Greentech Festival in Berlin haben wir im Juni 2023 vor Politik, Unternehmen und interessierten Privatpersonen unsere Nachhaltigkeitsagenda, bisherige Fortschritte sowie zukünftige Chancen und Herausforderungen vorgestellt.
1 Nach Definition der Ellen MacArthur Foundation (EMF) sind Verpackungen oder Verpackungskomponenten recycelbar, wenn ihre erfolgreiche Sammlung, Sortierung und Wiederverwertung nachweislich in der Praxis und im großen Maßstab global erfolgt.
2 Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) beschreibt in seiner Definition Mikroplastik-Partikel als feste Kunststoffteilchen mit weniger als 5 mm Durchmesser, die nicht biologisch abbaubar sowie nicht wasserlöslich sind.