Geschäftsbericht 2022

Geschäftsbericht 2022

Wirtschaftliches Umfeld

Allgemeine wirtschaftliche Lage

Bruttoinlandsprodukt1

Veränderung zum Vorjahr (in %)

Bruttoinlandsprodukt (Balkendiagramm)
1 Commerzbank Research

Inflationsrate1

Veränderung zum Vorjahr (in %)

Inflationsrate (Balkendiagramm)
1 Commerzbank Research

Die Weltwirtschaft war im Jahr 2022 von Turbulenzen geprägt. Insbesondere geopolitische und ökonomische Ereignisse verursachten eine volatile Gesamtwirtschaft. Zwar führten die Lockerungen der COVID-19-Restriktionen am Anfang des Jahres zu einer initialen Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, jedoch flachte der Optimismus durch die russische Invasion in die Ukraine schnell wieder ab. Zusammenfassend war das Jahr gekennzeichnet durch einen stärker als erwarteten wirtschaftlichen Abschwung. Ursächlich hierfür war eine Inflation, die im Zusammenspiel mit einem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage eine Höhe erreichte, wie seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr. Die Zentralbanken sahen sich daher veranlasst, die geldpolitischen Zügel enger zu ziehen und Zinserhöhungen vorzunehmen. So konnte zwar die globale Wachstumsrate der Inflation in der zweiten Jahreshälfte verlangsamt werden, jedoch wurde zeitgleich das Finanzierungsumfeld in vielen Regionen erschwert. Des Weiteren übten Engpässe auf den Arbeitsmärkten im Zusammenhang mit dem Verlust an Kaufkraft Druck auf die Lohn- und Gehaltsstrukturen aus. Die Lieferkettenproblematik blieb auch im Jahr 2022 ein bremsender Faktor für die globale Wirtschaft, jedoch besserte sich die Lieferkettensituation zum Jahresende etwas.

Die europäische Wirtschaft wurde im Jahr 2022 insbesondere durch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs beeinflusst. Ökonomisch gesehen hatte der Überfall Russlands eine unsichere Versorgungslage im Hinblick auf Gas und einen dramatischen Anstieg der Energiepreise im Euroraum zur Folge. Im Zusammenhang mit den Energiepreisen stand auch ein dramatischer Anstieg der Inflationsrate, welcher sich in einem Anstieg der Verbraucher*innenpreise übersetzte. Das europäische Konsumverhalten fiel entsprechend niedrig aus. Insbesondere der Dienstleistungssektor war von dem zurückhaltenden Konsumverhalten betroffen. Die Industrie im Euroraum litt zusätzlich durch die anhaltende Lieferkettenproblematik. Insbesondere fehlende Vorprodukte behinderten die Produktion der europäischen Industrie. Als Reaktion auf die hohe Inflation reagierte die Europäische Zentralbank (EZB) seit der Jahresmitte mit einer Erhöhung des Leitzinses. Das erschwerte Finanzierungsumfeld hinterließ bereits erste Spuren in zinssensitiven Märkten, wie der Immobilienwirtschaft, und hatte sinkende Immobilienpreise im Euroraum zur Folge.

Als Teil der Weltwirtschaft war auch die deutsche Volkswirtschaft im Jahr 2022 zahlreichen Belastungsfaktoren ausgesetzt. Dramatische Inflationsraten, Lieferengpässe und Unsicherheiten durch die russische Invasion in die Ukraine bremsten die deutsche Wirtschaft. Auch das deutsche Exportgeschäft litt, bei gleichzeitig steigenden Importausgaben, die durch teure Energieimporte aus dem Ausland getrieben wurden. Die von der Bundesregierung beschlossenen Entlastungspakete konnten jedoch zumindest rechnerisch die Verteuerung der Energieimporte größtenteils ausgleichen. Die zur Inflationsbekämpfung angehobenen Zinsen führten seit Jahresmitte zu einem Rückgang der Wohnimmobilienpreise in Deutschland. Die Fertigung des produzierenden Gewerbes ist leicht gestiegen und auch die Lieferkettenprobleme entspannten sich etwas zum Jahresende. Die Situationen im Hinblick auf die Lieferengpässe sind je nach Branche unterschiedlich, aber beispielsweise Chemie-Betriebe kommen wieder leichter an Rohstoffe und Zwischenprodukte.

Wirtschaftlich gesehen, startete das Jahr 2022 für die USA mit negativem Wachstum, welches bis zur Jahresmitte zu beobachten war. Im Juni erreichte die Inflation den höchsten Wert seit vier Jahrzehnten. Die Federal Reserve reagierte mit kräftigen Zinserhöhungen über das gesamte Jahr verteilt. Die Inflation konnte abgeschwächt werden, blieb jedoch immer noch auf einem hohen Niveau. Zinssensitive Märkte wie die Immobilienwirtschaft zeigten bereits Reaktionen auf die Zinserhöhung. So war ab Juni 2022 ein Sinken der Immobilienpreise in den USA beobachtbar. Andere Sektoren reagierten robust auf die restriktivere Geldpolitik der Federal Reserve. Teilweise ist dies mit dem hohen Rückstau an Nachfrage zu erklären, der sich im zweiten Halbjahr entlud. Hierbei half auch, dass sich Lieferengpässe, die aus den COVID-19-Maßnahmen resultierten, entspannten. Ein Beispiel hierfür ist die Automobilindustrie. Zusammenfassend war es ein schwieriger Start in das Wirtschaftsjahr 2022, jedoch konnte sich die amerikanische Volkswirtschaft in der zweiten Jahreshälfte erholen.

Auch Japan war von der globalen Wirtschaftssituation betroffen und hatte mit steigender Inflation und erhöhten Import- sowie Energiekosten zu kämpfen. Eine Verlangsamung der Konjunktur im Jahr 2022 war die Folge. Zum Jahresende jedoch konnte ein Aufschwung des Konsumverhaltens beobachtet werden. Insbesondere Dienstleistungen wurden wieder verstärkt nachgefragt. Der Aufschwung hängt zusammen mit der Wiedereröffnung der Grenzen und einer sich entspannenden Lieferkettensituation. Ebenfalls zum Jahresende entschied sich die japanische Zentralbank zum ersten Mal seit über zwei Jahrzehnten, Abstand von der lockeren Geldpolitik zu nehmen, und erhöhte die Zinsen für langfristige japanische Anleihen.

Zwar erholten sich die Wachstumsmärkte wirtschaftlich von der Pandemie, sie wurden jedoch durch die angespannte Weltwirtschaftslage wieder unter Druck gesetzt. Insgesamt konnte die Volkswirtschaft Chinas durch Anlageinvestitionen in die Infrastruktur und in das verarbeitenden Gewerbe stabil gehalten werden. Der Konsum chinesischer Privathaushalte blieb allerdings aufgrund der Null-COVID-19-Politik auf einem niedrigen Niveau. Durch die schwierige globale Wirtschaftssituation ist die Nachfrage aus dem Ausland zurückgegangen, wodurch ein wichtiger Wachstumstreiber der chinesischen Konjunktur wegbrach. Die russische Wirtschaft wurde von den Auswirkungen der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022 geprägt. So wirkten nach Angabe der Europäischen Union – die sich auf unabhängige Analysen der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bezieht – die beschlossenen Sanktionen. Die russische Wirtschaft schrumpft und ein rückläufiger Handel war zu beobachten. Hohe Inflationsraten erschwerten auch in Russland das wirtschaftliche Umfeld. Die Teilmobilisierung der russischen Bevölkerung im Zuge des Ukraine-Kriegs wirkte ebenfalls dämpfend auf die Wirtschaft. Des Weiteren war eine Lohninflation und eine erhöhte Dynamik bei Dienstleistungen zu beobachten. Insgesamt schließt Russland das Fiskaljahr mit einem rückläufigen Bruttoinlandsprodukt. Die wirtschaftliche Situation in Brasilien war gezeichnet von Unsicherheit. Die Debatte über eine Verfassungsänderung, um Staatsausgaben über die bestehende Ausgabengrenze zu ermöglichen, hatte einen starken Anstieg von Marktpreisen zur Folge. Weiter befeuert wurde die Unsicherheit durch fehlende Ankündigungen wie wichtige Regierungsposten, einschließlich des Finanzministers, besetzt werden sollten. Der Mittlere Osten profitierte ökonomisch von der höchsten Wachstumsrate seit 2016. Im Wesentlichen waren hohe Ölpreise dafür verantwortlich. Es konnte aber auch Wachstum in nicht erdölfördernden Sektoren erwirtschaftet werden. In Indien hat das Exportgeschäft verglichen mit dem Importgeschäft deutlich nachgelassen. Innerhalb der Wirtschaftssektoren sind die Verkaufszahlen im Allgemeinen zurückgegangen, da die Nachfrage sowohl nach Ge- als auch Verbrauchsgüter weit unter dem „Vor-Pandemie“–Niveau lag. Die industrielle Produktion befindet sich jedoch noch auf dem gleichen Niveau wie vor der Pandemie. In den südostasiatischen Schwellenländern hat die Inflation Ende 2022 ihren Höhepunkt erreicht. Die Wiedereröffnung der Grenzen ermöglichte eine wirtschaftliche Erholung, vor allem des kontaktintensiven Dienstleistungssektors.

Absatzmarktentwicklung

Privater Konsum1

Veränderung zum Vorjahr (in %)

Privater Konsum (Balkendiagramm)
1 Commerzbank Research.
2 Oxford Economics.

Das globale Marktumfeld war im Jahr 2022 von hoher Volatilität und Herausforderungen geprägt. Seit dem Ausbruch des Kriegs von Russland gegen die Ukraine sind Märkte mit gestiegenen Rohstoffpreisen und erheblichen Versorgungsengpässen in den Energiemärkten konfrontiert. Die Kombination aus erhöhten Rohstoffpreisen und anhaltenden Währungsabwertungen führte in vielen Ländern zu einer höheren Inflation, verbunden mit wachsender Rezessionsangst. Der globale Kosmetikmarkt wuchs trotz der Volatilität des Umfelds und der herausfordernden Umstände und erreichte das Niveau von vor der COVID-19-Pandemie. Insbesondere die Kategorien SUN, Lip und Deo konnten dabei im Vergleich zum Vorjahr zulegen, sowie alle Regionen außer Nordostasien.

Die Geschäftstätigkeit des Unternehmensbereichs tesa war im Jahr 2022 durch eine hohe Unsicherheit charakterisiert. Harte Lockdown-Maßnahmen in der Volksrepublik China infolge der COVID-19-Pandemie haben die lokale Marktentwicklung zeitweise geschwächt und auch die anhaltenden Komplikationen in den weltweiten Lieferketten haben die Entwicklung beeinträchtigt. Der Ukraine Krieg hat zu einer deutlichen Erhöhung der Energiepreise geführt. Ferner trugen die fortgesetzte mangelnde Verfügbarkeit von Halbleitern und weiterer Industriematerialien zu einer hohen Inflation bei. Die industriellen Absatzmärkte zeigten sich in diesem Umfeld jedoch ausgesprochen robust. Insbesondere die globalen Automobilmärkte konnten gegenüber dem Vorjahr spürbar zulegen, insbesondere gegenüber dem schwächeren zweiten Halbjahr 2021. Das Handelsgeschäft mit Endverbraucher*innen und industriellen Abnehmern war unterschiedlich betroffen. Während der traditionelle Handel nur noch geringfügig von COVID-19-Beschränkungen betroffen war und zulegen konnte, schwächte sich das Wachstum im Onlinehandel spürbar ab.

Beschaffungsmarktentwicklung

Das Jahr 2022 war geprägt von kontinuierlichen Lieferengpässen und einer signifikanten Inflation auf den meisten Roh-/Packstoff- und Logistikmärkten. Dies lag zum einen an COVID-19-bedingten Kapazitätsbeschränkungen vieler Produzenten und ganzer Lieferländer, wie beispielsweise China. Zum anderen hat der Ukraine-Krieg die bereits im Jahr 2021 gestiegenen Energiekosten auf neue Höchststände gebracht, was zu einem starken Anstieg der Produktionskosten unserer Lieferanten geführt hat.

All dies führte dazu, dass sich die Preise für Roh- und Packstoffe und Logistikdienstleistungen, insbesondere in der zweiten Jahreshälfte, deutlich über Vorjahresniveau bewegten. Durch ein fokussiertes und abteilungsübergreifendes Engpassmanagement und Präferenz bei wichtigen Lieferanten ist es uns gelungen, negative Auswirkungen der Lieferschwierigkeiten für unsere Produktionsstandorte und Handelspartner zu begrenzen.

Gesamtaussage zu den Rahmenbedingungen

Trotz der weiterhin hohen Volatilität in der globalen Wirtschaft im Jahr 2022 konnte sich der weltweite Kosmetikmarkt positiv entwickeln. Hauptgründe waren hierbei insbesondere die weitreichenden Normalisierungen des alltäglichen Lebens nach den Einschränkungen durch die Pandemie in den Vorjahren. Sowohl der Bereich Skin Care (Hautpflegeprodukte) als auch der Bereich Personal Care (Seifen, Duschgels) konnten ein starkes Wachstum vorweisen. Der Fokus im Unternehmensbereich Consumer lag hierbei auf dem Skin-Care-Bereich, in den stark investiert wurde. Alle Unterkategorien des Skin-Care-Bereichs konnten 2022 wachsen und haben zudem größtenteils starke Marktanteilsgewinne verzeichnet.

Im Unternehmensbereich tesa zeigten sich auch im Jahr 2022 deutliche Auswirkungen der COVID-19-Pandemie durch die weiterhin angespannte Situation in den globalen Wertschöpfungsketten. Zusätzlich haben sich durch den Ausbruch des Ukraine-Kriegs die Preise für Rohstoffe, Logistik und Energie deutlich erhöht. tesa verzeichnete trotz schwieriger Rahmenbedingungen Umsatzzuwächse, auch durch notwendige Preiserhöhungen in den beiden Hauptbereichen Industry und Consumer.