Forschung und Entwicklung
Für ein innovationsgetriebenes Unternehmen wie Beiersdorf ist die Forschung und Entwicklung von besonderer Bedeutung. Sie ist für uns nicht nur der Schlüssel zum Erfolg, sondern Teil unserer unternehmerischen DNA.
Zukunftsweisende Technologien, nachhaltige Konzepte und Digitalisierungsmöglichkeiten sind für Beiersdorf essenziell und werden von uns kontinuierlich genutzt und gefördert. Regelmäßig evaluieren wir unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten und formulieren – abhängig vom Unternehmensbereich – klare Fokusthemen:
- Im Unternehmensbereich Consumer entwickelt Beiersdorf innovative und hochwertige Produkte im Bereich der Hautpflege. Mit ihnen gehen wir ein auf die Wünsche unserer Verbraucher*innen, unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten sowie relevanter Themen wie Nachhaltigkeit.
- Im Unternehmensbereich tesa widmen wir uns der Entwicklung innovativer Klebebänder und selbstklebender Systemlösungen für Industrie, Gewerbekunden und Endverbraucher*innen. Nachhaltigkeit und energieschonende Produktionsverfahren stehen hier ebenso im Fokus wie die flexible Reaktion auf aktuelle Bedarfe und Markttrends – immer mit dem Ziel, die Arbeitsabläufe der Kund*innen weltweit noch besser und umweltfreundlicher zu gestalten.
Zum 31. Dezember 2022 waren bei Beiersdorf weltweit 1.591 Mitarbeitende in der Forschung und Entwicklung beschäftigt (Vorjahr: 1.530). Davon waren 1.007 (Vorjahr: 978) im Unternehmensbereich Consumer tätig und 584 (Vorjahr: 552) im Unternehmensbereich tesa.
Wie in den Vorjahren haben wir unsere Aufwendungen für Forschung und Entwicklung im Berichtsjahr abermals erhöht. Sie beliefen sich zum Geschäftsjahresende auf 291 Mio. € und lagen damit 8,3 % über dem Vorjahreswert (268 Mio. €). Im Unternehmensbereich Consumer investierte Beiersdorf im abgelaufenen Jahr 216 Mio. € (+6,8 %), im Unternehmensbereich tesa 75 Mio. € (+12,9 %) in die Forschung und Entwicklung.
Consumer
Consumer
Exzellenz in der Hautpflegeforschung
Die Hautforschungskompetenz zeichnet Beiersdorf seit jeher aus. Sie ist Treiber unserer Innovationskraft und stärkt unsere Wettbewerbsfähigkeit. Denn indem wir die komplexen Prozesse der Haut entschlüsseln, effektive Wirkstoffe erforschen und zukunftsweisende Technologien nutzen, entwickeln wir immer neue Innovationen und Produkte, die klar an den Wünschen der Verbraucher*innen ausgerichtet sind. Wir wollen Hautpflegeprodukte kreieren, die das Leben der Menschen auf der ganzen Welt berühren.
Unsere intensive anwendungsorientierte Forschung hilft uns dabei, unser fundiertes Verständnis der Haut kontinuierlich zu erweitern – sie eröffnet uns in der hochdynamischen Disziplin der Hautbiologie aber auch vielfältige Chancen und ist damit ein wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit. Im Berichtsjahr konzentrierten wir uns unter anderem auf folgende Forschungsgebiete:
- Ein seit fast 40 Jahren bedeutender Teil unserer Forschungsarbeit ist die Entwicklung moderner, nicht-tierbasierter Methoden zur Sicherheitsbewertung. Mit ihnen weisen wir die Unbedenklichkeit und Sicherheit unserer Inhaltsstoffe und Produkte nach. Wie schon in den Vorjahren, setzten wir auch im Geschäftsjahr 2022 unsere intensive Zusammenarbeit mit der weltweiten Gemeinschaft der Sicherheitswissenschaftler*innen fort – allen voran mit dem LRSS-Konsortium (Long Range Science Strategy Consortium) des europäischen Verbands der kosmetischen Industrie (Cosmetics Europe), dessen Programm zur Jahresmitte des Berichtsjahres ausgelaufen ist. Als Gründungsmitglied des neuen Gremiums „International Collaboration on Cosmetics Safety“ (ICCS) verfolgen wir gemeinsam mit anderen Unternehmen, Verbänden und NGOs das Ziel, die weltweite regulatorische Anerkennung, das Fachwissen sowie die flächendeckende Nutzung der tierversuchsfreien Sicherheitswissenschaft für Kosmetik- und Hautpflegeprodukte und deren Inhaltsstoffe voranzubringen. ICCS möchte durch Forschung, Aufklärung sowie gezielte Ausbildung und regulatorisches Engagement das weltweite Bewusstsein und Vertrauen in die tierversuchsfreien wissenschaftlichen Methoden stärken und somit die Innovationsarbeit in der aktuellen Ära der tierversuchsfreien Forschung weiterentwickeln. Aus unserer Sicht ist die nächste Generation der Risikobewertung (Next Generation Risk Assessment, NGRA) expositions- und hypothesengesteuert und basiert auf einer Kombination von Daten aus In-silico-, In-chemico- und In-vitro-Methoden, den so genannten „New Approach Methodologies“ (NAMs). Um eine zuverlässige Risikobewertung zu ermöglichen, spielt die Toxikokinetik mit der Anwendung von ADME-Methoden (Absorption, Distribution, Metabolism and Elimination) für uns eine bedeutende Rolle. Mit ihnen wird untersucht, wie Wirkstoffe in den Körper eindringen und in welchen Mengen sie wo im Körper vorliegen. Eine Vielzahl von ADME-Tools wird entwickelt und eingesetzt und gemeinsam mit der PBPK-Modellierung (physiologically-based pharmacokinetic) angewendet und bildet so einen wesentlichen Baustein moderner Risikobewertung der nächsten Generation. Im Rahmen eines Vortrags auf dem ESTIV-Kongress 2022 (Congress of the European Society of Toxicology In Vitro) zeigten wir die essentielle Rolle moderner ADME-Methoden als nächste Generation der Sicherheitsbewertung, etwa bei UV-Filtern und Konservierungsmitteln. Darüber hinaus erörterten wir den Nutzen der ADME-Methoden, insbesondere des Metabolismus und der PBPK-Modellierung, für die Abschätzung der potenziell problematischen körperinternen Konzentrationsschwelle (internal Threshold of Toxicological Concern, iTTC).
- Der Schutz vor sonnenbedingten Hautschäden ist für Beiersdorf ein weiterer großer Forschungsschwerpunkt. Dabei geht es unseren Hautwissenschaftler*innen darum, den Einfluss der Sonne auf die Haut zu erforschen und auf Basis der Erkenntnisse zukunftsweisende Lösungen und Produkte für sonnenindizierte Hautindikationen zu entwickeln. Diese Arbeit setzten wir im Berichtsjahr weiter fort. Ein Beispiel unserer Forschungsaktivitäten in diesem Bereich: Ein Forschungsteam entwickelte ein einzigartiges kosmetisches Sonnenschutzprodukt speziell für ein Mädchen mit der seltenen Lichtkrankheit EPP (Erythropoetische Protoporphyrie). Bei der durch einen seltenen Gendefekt ausgelösten Krankheit verursacht der blaue Anteil im Sonnenlicht in der Haut die Entstehung von freien Radikalen – ein chemischer Prozess, der mit starken Schmerzen einhergeht. Vorherige Forschungsergebnisse über sichtbares, energiereiches Licht zeigten, dass dem kosmetischen Sonnenschutz für dieses Mädchen spezielle lichtstreuende Pigmente zugesetzt werden müssen. Diese hindern das Licht daran, in die Haut einzudringen. Der von Beiersdorf Forscher*innen individuell entwickelte kosmetische Sonnenschutz ermöglicht es dem Mädchen, für kurze Zeit mit dem Sonnenlicht in Kontakt zu kommen. Es kann die Krankheit nicht heilen, aber zur Verbesserung der Lebensqualität des Mädchens beitragen. Der kosmetische Sonnenschutz ist individuell auf die Bedürfnisse des Mädchens abgestimmt worden und daher nicht im Handel erhältlich oder Teil des Beiersdorf Produktportfolios. Darüber hinaus erzielten wir Fortschritte in der Zusammenarbeit des ALT-SPF-Konsortiums, das sich zum Ziel gesetzt hat, Sonnenschutz-Tests zu etablieren, die weniger invasiv, zuverlässiger und genauer sind. Verschiedene Partner, auch Beiersdorf, haben einige Muster bereitgestellt, die von einem unabhängigen Institut verblindet worden sind und aktuell von verschiedenen Labors, auch unseren Labors in Hamburg und New Jersey, getestet werden. Die vollständigen Testergebnisse werden im Laufe des Geschäftsjahres 2023 vorliegen.
- Im Bereich der Hautforschung führten wir im Berichtsjahr auch die Forschung an unserem patentierten Wirkstoff gegen Hyperpigmentierung, Thiamidol, fort. Die Ergebnisse publizierten wir in einer weiteren wissenschaftlichen Veröffentlichung. In Zusammenarbeit mit der Abteilung für Dermatologie der Universität Côte d’Azur in Nizza, Frankreich, haben wir eine randomisierte, doppelblinde, kontrollierte klinische Studie durchgeführt, in der die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Hautpflegekur mit Thiamidol über 24 Wochen im Vergleich zu einem Vehikel bei Proband*innen mit dunklerem Teint untersucht wurde. Diese Langzeitstudie führten wir aufgrund der heißen und tropischen Bedingungen auf Mauritius durch. Die hyperpigmentierten Flecken im Gesicht verbesserten sich während der gesamten Studiendauer kontinuierlich. Die Ergebnisse zeigen, dass die Behandlung sehr wirksam ist und auch unter für Kosmetik anspruchsvollen klimatischen Bedingungen gut vertragen wird.
- Unsere Forschung im Bereich des Coenzyms Q10 setzten unsere Wissenschaftler*innen ebenfalls fort. Die Bemühungen verhalfen uns zu neuen, bedeutenden Erkenntnissen über das körpereigene Coenzym sowie dessen Rolle im Hautalterungsprozess. In Kooperation mit Wissenschaftler*innen des Hamburger Forschungszentrums DESY („Deutsches Elektronen-Synchrotron“), der Universität Hamburg und des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung (Fraunhofer IAP) gelang es uns im Berichtsjahr erstmals, die zelluläre Aufnahme und den Weg des zugegebenen Coenzyms Q10 in den Hautzellen sichtbar zu machen. Auf diese Weise konnten wir bildlich nachweisen, dass Q10 von jeder einzelnen Zelle aufgenommen wird. Herzstück des Forschungsdurchbruchs ist die sogenannte XRF-Methode (engl. X-ray fluorescence spectroscopy). Dahinter steht das Prinzip der Röntgenfluoreszenzanalyse – ein bildgebendes Verfahren aus der Materialanalytik, das im Allgemeinen dazu dient, feste Proben zu untersuchen und Verborgenes sichtbar zu machen. Diese Erkenntnisse bieten ein deutliches Potenzial für weitere wissenschaftliche Anwendungen in der globalen Q10-Forschung, zum Beispiel in der Krebstherapie und über die Q10-Hautforschung hinaus. Die Forschungsarbeit wurde aufgrund ihrer Bedeutung von unabhängigen Wissenschaftler*innen bewertet und in einem renommierten Journal veröffentlicht, um sie auch anderen Forschungsgruppen zugänglich zu machen. Im Mai des abgelaufenen Jahres begrüßte Beiersdorf darüber hinaus im Rahmen des 10. Kongresses der International Coenzyme Q10 Association (ICQA) namhafte Wissenschaftler*innen der internationalen Q10-Forschung im Hamburger Hautforschungszentrum. Sie diskutierten neue Erkenntnisse zu Themen wie Q10-Biosynthese, Alterung und Stoffwechsel, Hautschutz oder Nahrungsergänzung und unterstrichen die anhaltend hohe Relevanz der Q10-Forschung.
- Im Bereich der Mikrobiomforschung, einem Fachgebiet, bei dem die komplexen Gemeinschaften verschiedener Mikroorganismen (z. B. Bakterien) auf Ökosystemen wie der Haut untersucht werden, haben wir unsere Forschungsaktivitäten auch im Jahr 2022 intensiviert – und nehmen weiterhin eine wichtige Rolle ein. In Kooperation mit den Universitäten in Hamburg und der dänischen Universität Aarhus ist es uns gelungen, das komplexe Ökosystem noch genauer zu erforschen, um daraus neue kosmetische Ansätze und Wirkformeln abzuleiten, die im Einklang mit den natürlichen Hautprozessen wirken. In diesem Zuge wurde eine neue Methodik entwickelt, die wir im Berichtsjahr patentieren ließen und erfolgreich einsetzen. Hierbei geht es darum, ausgewählte Bakterienstämme noch gezielter untersuchen zu können – immer mit dem Hintergedanken, dass die Zusammensetzung und das Gleichgewicht aller auf der Haut lebenden Mikroben ausschlaggebend für unsere Hautgesundheit sind. Neue Erkenntnisse erlangten die Forscher*innen insbesondere über das Zusammenspiel sogenannter Staphylokokken mit den Cutibakterien: Beide interagieren miteinander und leben auf einem gesunden Hautmikrobiom in friedlicher Koexistenz. Kommt die aus dem Gleichgewicht, kann dies unerwünschte Hauterkrankungen wie Akne oder Ekzeme auslösen. Die Ergebnisse werden uns dabei helfen, neue Mikrobiom-basierte Pflegeprodukte insbesondere für Menschen zu entwickeln, die unter Akne leiden. Die wesentlichen Erkenntnisse unserer Forschungsarbeit im Berichtsjahr haben wir in insgesamt drei wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht.
Außerdem gaben wir zum Geschäftsjahresende die Übernahme des belgischen Life-Science-Unternehmens S-Biomedic bekannt. Das Unternehmen, in das wir bereits im Jahr 2018 im Rahmen unserer Corporate-Venture-Aktivitäten investiert haben, gilt als Vorreiter auf dem Gebiet der Hautmikrobiomforschung. S-Biomedic wird weiter als eigenständige Einheit im Rahmen des bestehenden Mikrobiomprogramms von Beiersdorf geführt und als solche unsere konzerneigenen Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet komplementieren und soll somit unsere Innovationskraft stärken.
Unser geistiges Eigentum und die Ergebnisse unserer intensiven Forschungsaktivitäten schützen wir im Rahmen globaler Patente. Unser globales Patentportfolio umfasste zum Ende des Berichtsjahres rund 1.500 aktive Patente (Vorjahr: rund 1.800). Weltweit haben wir im Berichtsjahr etwa 50 neue Patente angemeldet (Vorjahr: 64). Rund 600 Patente befanden sich zum 31. Dezember 2022 im laufenden Erteilungsverfahren (Vorjahr: 900).
Transformation der F&E-Organisation
Zum 1. Juni des Berichtsjahres haben wir die F&E-Organisation neu aufgestellt. Mit der neuen Struktur wollen wir den Bereich zukunftsfähig gestalten und im Sinne des unternehmensweiten Transformationsprozesses noch stärker auf die veränderten Rahmenbedingungen und Ansprüche der Verbraucher*innen eingehen. Ziel ist es, sich auf weniger Innovationen mit mehr Durchschlagskraft zu fokussieren („FEWER, BIGGER, BETTER“) und sie deutlich schneller auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig sollen so die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden, um vernetzter zusammenzuarbeiten, gemeinsam zu lernen und noch stärker Synergien zu nutzen – zwischen dem Headquarter und den Innovationszentren sowie den Entwicklungslaboren, aber auch mit anderen Funktionen innerhalb der Organisation. Dabei stützt sich das Modell auf vier Eckpfeiler: „Breakthrough Innovations“ (Bahnbrechende Innovationen), „Grow the Core“ (Kerninnovation und Portfolioerweiterung), „One Global R&D“ (Starkes globales R&D-Netzwerk) und „Sustainability“ (Nachhaltigkeit). Das neue Organisationsmodell folgt der Dreiklang-Strategie „Explore, Enable, Exploit“ (Erkunden, Ermöglichen, Entwickeln). Die Explore-Teams sollen in der Frühphase an der Entwicklung von Innovationen arbeiten und die Wünsche der Konsument*innen mit unserer Hautexpertise verbinden. Die Enable-Teams ermöglichen das nahtlose Ineinandergreifen von der Idee zum Produkt. Hier werden neue Methoden entwickelt und die Wirksamkeit unserer Produkte getestet. Die Exploit-Teams konzentrieren sich darauf, unsere Kerninnovationen wie Q10 mit Relaunches oder Portfolioerweiterungen und die sogenannten „Breakthrough“-Innovationen wie Thiamidol bzw. W630 zur Marktreife zu bringen und effizient durch den Integrated Innovation Management (IIM) Prozess zu steuern.
Kollaboration fördert die Innovationskraft
Für Beiersdorf ist die Zusammenarbeit mit externen Partnern ein wichtiger Teil der Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Dahinter steht die Überzeugung, dass wir durch die Bündelung unseres komplementären Know-hows und unserer Stärken die gemeinsame Innovationskraft steigern und die Entwicklung der Hautpflege von morgen beschleunigen können. Zu unseren globalen Kollaborationspartnern gehörten im Berichtsjahr eine Vielzahl unterschiedlicher Forschungsinstitute, Hochschulen, Start-ups, unabhängiger Wissenschaftler*innen und Lieferanten.
Neben konkreten Kooperationsvereinbarungen setzen wir auf das Prinzip der „Open Innovation“ und binden externe Partnerschaften in viele unserer Entwicklungsprojekte und das Rohstoff-Scouting ein. Diese Open Innovation-Aktivitäten bündeln wir seit 2016 unter dem Namen „Pearlfinders – We Open Innovation“. Über die zugehörige Online-Plattform „Trusted Network“ bieten wir Interessierten aus allen Teilen der Welt Zugang zu unseren vertraulichen, wissenschaftlichen Fragestellungen. Das auf gegenseitigem Vertrauen, Fairness und Partnerschaft basierende Netzwerk lädt sie zudem dazu ein, eigene Ideen und Lösungsansätze einzubringen.
Ergänzend zu diesem Netzwerk ist Beiersdorf seit Mitte 2022 mit einem Sitz im Stiftungsrat des Hamburger Forschungszentrums DESY vertreten. Dadurch erhalten wir nicht nur wertvolle Einblicke in die neuesten interdisziplinären und breit gefächerten Forschungsprojekte des DESY-Forschungszentrums sowie der mit ihm kooperierenden Forschungseinrichtungen – wir erlangen auch die Möglichkeit, den Aufbau von Start-up-Innovationszentren in Hamburg weiter mitzugestalten.
Mit dem Ziel, den Austausch mit interessanten Start-ups zu intensivieren und zugleich Partner mit innovativen und nachhaltigen Rohstoff- und Verpackungslösungen zu finden, initiierten Kolleg*innen des F&E-Start-up-Scouting-Teams gemeinsam mit dem langjährigen Partner und Spezialchemie-Unternehmen Evonik im Juni des Berichtsjahres den „Joint Corporate Start-up Pitch Day on Sustainability“. Aus mehr als 100 Bewerbungen wurden 15 Start-ups aus verschiedenen Ländern ausgewählt, um an diesem Tag ihre Technologien und Geschäftsmodelle – primär in den Bereichen nachhaltige Biotechnologie, grüne Chemie, nachhaltige Verpackung und digitale Lösungen – detailliert vorzustellen und gemeinsam Möglichkeiten einer Partnerschaft zu evaluieren.
Eine besondere Partnerschaft schlossen wir im Geschäftsjahr 2022 zudem mit dem südkoreanischen Lieferanten COSMECCA KOREA. Die südkoreanische Kosmetikindustrie gilt als hochinnovativ und unter dem Begriff „K-Beauty“ als Ursprungsort zahlreicher Produkttrends, die später auch Eingang in die Hautpflegeroutine vieler Europäer*innen finden. COSMECCA verfolgt das Ziel, Trends zu setzen, indem es die Bedürfnisse der Verbraucher*innen reflektiert und dazu mit globalen Partnern kooperiert. Der gemeinsame Launch eines Eucerin Produkts auf dem ostasiatischen Markt ist bereits ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit.
Starkes Forschungsnetzwerk
Beiersdorf zeichnet sich durch eine globale Präsenz der Forschung und Entwicklung aus. Dieses weltweite Forschungsnetzwerk stärkt uns und trägt maßgeblich zu unserem Erfolg bei. Größter Standort unseres globalen Forschungs- und Entwicklungsnetzwerks ist unser Hautforschungszentrum in Hamburg, in dem wir zum 31. Dezember 2022 insgesamt 738 (Vorjahr: 741) Forscher*innen sowie Entwickler*innen beschäftigten. Hier betrieben wir im Wesentlichen die wichtige anwendungsorientierte Forschung. Sie hilft uns dabei, die hauteigenen (Stoffwechsel-)Prozesse besser zu verstehen und basierend auf diesem Wissen neue, bedarfsgerechte Produkte zu entwickeln – zum Beispiel mit neuen Wirkstoffen oder unter Zuhilfenahme neuer Technologien wie der künstlichen Intelligenz. Die von uns im Jahr 2021 neu gegründete Abteilung „Early Innovation“ hilft uns zusätzlich dabei, unsere Innovationskraft zu stärken und die externe Wahrnehmung von Beiersdorf als führender Innovator in der Hautpflege zu fördern. Die 19-köpfige Einheit (Vorjahr: 16 Mitarbeitende) verfolgt das Ziel, eine marken- und kategorieübergreifende, langfristige Innovations-Roadmap mit starken Innovationsgeschichten voranzutreiben. Das Team fungiert dabei als Katalysator zwischen allen beteiligten Fachfunktionen, die am Innovationsprozess beteiligt sind. Eine konkrete Maßnahme im Berichtsjahr war die Ausrichtung der ersten sogenannten „Innovation Fair“, eine interne Messe rund um laufende Innovationsprojekte, die Inspiration, Austausch und strategische Diskussion fördert.
Da Produktqualität, -sicherheit und -verträglichkeit für Beiersdorf oberste Priorität haben, werden neu entwickelte Produkte vor der Markteinführung sowohl extern als auch im Beiersdorf eigenen Testcenter innerhalb des Hautforschungszentrums intensiv getestet. Im Berichtszeitraum haben wir allein in Hamburg insgesamt 350 Studien mit 8.000 Teilnehmenden durchgeführt (Vorjahr: 330 Studien mit 8.500 Teilnehmenden). Extern führten wir im Jahr 2022 weitere 1.320 Studien mit 32.000 Teilnehmenden durch (Vorjahr: 1.300 Studien mit 33.500 Teilnehmenden).
Neben dem großen Hautforschungszentrum in Hamburg umfasst unser globales Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk zwei große Innovationszentren in China (Shanghai) und den USA (New Jersey) sowie Entwicklungslabore in Brasilien, Indien und Japan. Sie ermöglichen es uns, auf die kulturellen, ästhetischen und klimatischen Gegebenheiten einzugehen und Produkte zu entwickeln, die den individuellen lokalen Bedürfnissen und Präferenzen entsprechen. Gleichzeitig nehmen wir durch dieses Netzwerk am globalen Innovationsgeschehen teil und haben Zugang zu lokalen Expert*innen und Talenten, die uns für unsere globale Forschungs- und Entwicklungsarbeit wertvolle Impulse und Erkenntnisse liefern.
Unser im Juli 2020 eröffnetes Innovationszentrum in Shanghai, China, der mit 7.500 m2 zweitgrößte Standort in unserem Forschungsverbund, setzte im abgelaufenen Geschäftsjahr auf drei strategische Prioritäten: Digitalisierung, mehr Schnelligkeit in der Entwicklung und Nachhaltigkeit. Bei der Digitalisierung ging es darum, künstliche Intelligenz und Automatisierung in unsere Arbeitsabläufe zu integrieren, wie beispielsweise bei der Produktneueinführung der NIVEA MEN Oil Control Serie. Durch die Anwendung eines KI- und Computersimulations-Tools konnten Risiken in der Entwurfsphase minimiert und eine schnellere und reibungslosere Verpackungsentwicklung und -einführung realisiert werden. Den schnelleren Bau von Prototypen in Verbindung mit der Möglichkeit des laborinternen 3D-Drucks ermöglichte uns die Anschaffung der weltweit ersten Desktop-Spritzgussmaschine in einem Verpackungsprototyping-Labor. Die Nutzung von künstlicher Intelligenz erlaubt es uns, die langfristige Stabilität besser vorherzusagen und die Anzahl der erforderlichen Testchargen deutlich zu reduzieren. Einen weiteren Erfolg verzeichnete unser Innovationszentrum in Shanghai im Jahr 2022 durch die erstmalige Einführung von 100 % lebensmittelechten PCR-HDPE-Flaschen in der NIVEA MEN Oil Control Serie und von 100 % lebensmittelechten PCR-PET-Flaschen bei dem Launch des NIVEA MEN Sensitive Pro Rasierschaums. Nachhaltigkeit gewinnt auch für Verbraucher*innen in Nordostasien zunehmend an Bedeutung – durch die Umsetzung der globalen Beiersdorf Nachhaltigkeitsagenda und die deutliche Reduktion des Einsatzes von PCR-Material um mehr als 1.100 % im Vergleich zu 2021 entspricht Beiersdorf in Asien dem Wunsch vieler Verbraucher*innen.
Weitere neue Produkt-Launches, die wir im Berichtsjahr speziell für den asiatischen Markt entwickelten, sind im Abschnitt „Produkt-Highlights“ zu finden.
Unser hochmodernes Innovationszentrum im Florham Park in New Jersey, USA, hat im Jahr 2022 die intensiven klinischen Forschungen und die Entwicklung lokaler Produktinnovationen der Marken NIVEA, Eucerin, Aquaphor und Coppertone für den nordamerikanischen Markt weiter fortgesetzt. Der Standort umfasst unter anderem ein spezielles Sensoriklabor für die stärkere Interaktion mit den Verbraucher*innen und arbeitet im Bereich der Sonnenschutzinnovationen eng mit dem Entwicklungslabor in Hamburg zusammen. Im Berichtsjahr expandierte Eucerin Sun mit insgesamt sieben Sonnenschutzprodukten in die USA und betrat damit den größten Sonnenschutzmarkt der Welt. Durch das Angebot von Sonnenschutzprodukten, die die individuellen Hautindikationen berücksichtigen und zudem noch gut zur Haut sind, übernahm Beiersdorf einen sogenannten „White Spot“ auf dem nordamerikanischen Markt. Da Sonnenschutzmittel in den USA besonderen Regularien unterliegen, konnten die bestehenden globalen Eucerin Sun Produkte nicht einfach übernommen werden. Unsere Forscher*innen im Innovationszentrum in New Jersey entwickelten auf Basis von fünf Antioxidantien sowie weiteren Inhaltsstoffen neue Formeln. Mit diesen entsprechen wir nicht nur den gesetzlichen Anforderungen, sondern wollen auch den Bedürfnissen der Verbraucher*innen gerecht werden. Näheres zu den Produktinnovationen der Marken Coppertone und Aquaphor findet sich im Abschnitt „Produkt-Highlights“.
Digitalisierung und künstliche Intelligenz
Themen wie künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung gewinnen in der Hautforschung immer stärker an Bedeutung. Auch Beiersdorf trieb die Forschungsaktivitäten und die Weiterentwicklung in diesen Bereichen in den vergangenen Monaten, wie schon vorab durch einige Beispiele verdeutlicht, voran. Im Jahr 2022 setzten wir unsere KI-basierte, weltweite Hautstudie SKINLY fort. Das bereits Ende 2019 gestartete Projekt zählt bis heute zu den weltweit größten Hautpflegestudien mit Verbraucher*innen. Das Besondere dabei: Konsument*innen werden bei dieser Studie aktiv mittels digitaler Tools – einem speziellen Messgerät (inklusive eines Feuchtigkeitssensors und drei unterschiedlicher Lichtquellen) und einer ergänzenden App – eingebunden und übermitteln bis zu zwei Mal am Tag die individuellen Hauteigenschaften, also Hautalter, Faltentiefe, Hautton, Tönungen und Unreinheiten, aber auch Informationen zu den Themen Schlaf, Ernährung, Hautbesonderheiten, Zyklus oder klimatische Bedingungen. Die Ergebnisse helfen uns dabei, unsere Verbraucher*innen und ihre Haut sowie den Einfluss äußerer Faktoren besser zu verstehen. Das aufgebaute Ökosystem lernt mittels „Machine Learning“ auf Basis künstlicher Intelligenz mit jeder Messung dazu.
Seit Ende 2019 haben bereits mehr als 16.000 Konsument*innen im Alter zwischen 18 und 80+ Jahren in verschiedenen Ländern teilgenommen. Dabei wurden mehr als 600 Millionen Datenpunkte und mehr als 80 Millionen hochwertige Hautbilder gemessen und generiert. Je mehr Qualitätsdaten vorliegen, desto besser können unsere Datenwissenschaftler*innen aus ihnen relevantes, umsetzbares neues Wissen für unsere Forschung und Entwicklung sowie unser Marketing ziehen.
Auch im Bereich der Formelentwicklung und -optimierung griffen wir im Berichtsjahr auf die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz zurück. Die KI-Technologie und -Plattform unseres Partners Uncountable ermöglichte es uns, komplexe Datenmengen schneller zu bearbeiten und so effizienter neue, nachhaltigere Formeln zu entwickeln. Ergänzend dazu begannen wir im Berichtsjahr mit dem Einsatz eines Formulierungsroboters für die Rezepturentwicklung. Er ermöglicht uns die effiziente Erforschung von Prozessparametern in kleinerem Maßstab für einen nachhaltigeren Upscaling-Prozess unserer Formeln. Ebenso relevant sind die Themen Automatisierung und künstliche Intelligenz bei der Forschung und Entwicklung zukünftiger Wirksamkeitstests an Testpersonen. Dies zeigte unsere im Berichtsjahr angelaufene Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Wildau. Gemeinsam entwickeln wir ein Robotersystem für automatisierte In-vivo-Messungen, um Daten in höherer Qualität und Quantität zu gewinnen. Erste Machbarkeitsstudien sind bereits erfolgreich verlaufen.
Wir sehen in der künstlichen Intelligenz ein großes Potenzial und werden die Möglichkeiten daher auch in Zukunft für uns nutzen und damit die Digitalisierung in der Forschung ausbauen.
F&E-Nachhaltigkeitsversprechen1
Die kontinuierliche Entwicklung innovativer, hochqualitativer Hautpflegeprodukte hat uns in den letzten 140 Jahren zu einem der weltweit führenden Hautpflegeunternehmen gemacht. Unser Anspruch war dabei immer, kontinuierlich neue Innovationen auf den Markt zu bringen, die unseren Konsument*innen einen Mehrwert bieten und ihre Bedürfnisse bestmöglich erfüllen. Ein Kriterium, das aus Sicht der Verbraucher*innen in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewann, ist die Umweltverträglichkeit unserer Produkte. Dies gilt sowohl für die Formeln der Produkte als auch deren Verpackungen. Aus Überzeugung optimieren wir beides Jahr für Jahr im Sinne der vier Nachhaltigkeitsprinzipien „vermeiden, reduzieren, wiederverwenden und recyceln“. Das heißt, wir verwenden beispielsweise Inhaltsstoffe mit geringeren Emissionen oder wir reduzieren Material- oder Abfallmengen, integrieren recycelte Materialien und verwenden Alternativen zu erdölbasiertem Kunststoff. Dazu passend haben wir im Jahr 2021 unseren eigenen Anspruch in unserem F&E-Nachhaltigkeitsversprechen festgehalten. Demnach wollen wir mit möglichst wenigen Inhaltsstoffen die maximale Produktwirkung erzielen und wann immer möglich nachhaltige, biologisch abbaubare und/oder erneuerbare Rohstoffe und Verpackungen verwenden. Zahlreiche unserer Produkt-Highlights belegen, welche Fortschritte wir hier erzielen. Beispielsweise haben wir im Berichtsjahr die neue, klimafreundlichere NIVEA Soft Formel auf den Markt gebracht. Auch mit dem Relaunch des neuen NIVEA Duschpflegesortiments ist uns im Berichtsjahr ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu klimafreundlicheren Produkten gelungen. Diese werden im Abschnitt „Produkt-Highlights“ näher vorgestellt.
Bezogen auf unsere Produktverpackungen haben wir bereits im Jahr 2019 unser Kunststoffversprechen („Plastic Pledge 2025“) bekanntgegeben, wonach wir bei unseren europäischen Kunststoffverpackungen den Anteil an recyceltem Material bis zum Jahr 2025 auf 30 % erhöhen und den Verbrauch von erdölbasiertem Neukunststoff durch recycelten Inhalt und die Reduzierung des Verpackungsgewichts um 50 % senken wollen. Auch die Kreislaufwirtschaft wird von uns mit großer Priorität gezielt gefördert. Dabei geht es darum, Materialien immer wieder zu verwenden, ohne dass neue, zusätzliche Ressourcen verbraucht werden. Bei all unseren Nachhaltigkeitsbemühungen setzen wir auf die Zusammenarbeit mit Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette, um bedeutende Veränderungen zu erreichen und den Wandel voranzutreiben. Zudem engagieren wir uns in verschiedenen branchenübergreifenden Gremien, um beispielsweise die Kunststoffsortierung weiter zu verbessern und einen Kunststoff-Standard für den Einsatz von recyceltem Kunststoff zu definieren.
Ein konkretes Beispiel im Verpackungskontext ist die „Design4Circularity“-Initiative, eine Kooperation mit Clariant, Siegwerk und Borealis. Sie verfolgt das Ziel, verschiedene Fachkenntnisse zu vereinen und gemeinsam recycelbare Konsumverpackungen auf der Basis von 100 % wiedergewonnenem Altverpackungskunststoff aus Verbrauchsquellen (Post-Consumer Rezyklat, PCR) für Kosmetikanwendungen zu kreieren und einen neuen industriellen Standard für echte Kreislaufverpackungen zu schaffen. Als erstes Ergebnis präsentierte die Initiative eine farblose Polyolefin-Flasche mit 100 % PCR-Anteil und einer bedruckten, entfärbbaren Schrumpfbanderole rund um den gesamten Flaschenkörper. Alle Materialien des NIVEA Prototyps sind technisch komplett recycelbar, können wiedergewonnen und für die gleiche hochwertige Anwendung wiederverwendet werden.
Um weiteres, neues Potenzial im Bereich nachhaltiger Innovationen und der Kreislaufwirtschaft zu erschließen, investierte Beiersdorf im Berichtsjahr zudem erstmals in zwei Venture Capital Fonds. Die Partnerschaften mit Emerald Technology Ventures und Revent ermöglichen uns den Zugang zu mehreren vielversprechenden Gründer*innen und innovativen Start-ups umweltfreundlicher Technologien und nachhaltiger Geschäftsmodelle. Emerald Technology Ventures übernimmt beispielsweise die Vorevaluierung der Start-ups – wir können mit ihnen im nächsten Schritt direkt kooperieren und auch direkt investieren. Alle Start-ups, die zu diesem Fonds gehören, bringen in dem Bereich bereits multiple und globale Erfahrungen mit, die unser Know-how ergänzen. Bei beiden Investitionen sehen wir großes Potenzial, unsere Open-Innovation-Aktivitäten im Bereich der Verpackungen und der nachhaltigen Transformation zu fördern – ein wichtiger Beitrag, um unsere ambitionierten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Produkt-Highlights1
Die Entwicklung von Hautpflegeinnovationen ist unsere Kernkompetenz und ein wichtiger Baustein für unseren nachhaltigen Unternehmenserfolg. Unsere gut gefüllte Innovationspipeline basiert auf unserer starken Innovationskultur, die seit jeher in unserer Forschung und Entwicklung gelebt wird. Gleichzeitig zielen wir darauf ab, mit der kontinuierlichen Einführung innovativer Hautpflegeprodukte den Bedarfen und Wünschen unserer Konsument*innen bestmöglich zu entsprechen und ihnen einen Mehrwert zu bieten. Dabei beschränken wir die Suche nach Innovationen nicht nur auf kosmetische Formulierungen – auch die Entwicklung innovativer, nachhaltiger Produktverpackungen und die immer stärkere Digitalisierung sind ein bedeutender Teil unserer Arbeit.
Nachfolgende Übersicht zeigt eine Auswahl unserer Innovationen des Berichtsjahres:
- Die neue NIVEA CELLULAR Expert Lift Serie basiert auf einer hochwirksamen Kombination aus reinem Bakuchiol, über das in vitro-Nachweise zeigen, dass es wie ein Kollagen-Booster wirkt, und zwei verschiedenen Arten von Hyaluronsäure. Die Produkte definieren die Konturen, straffen die Haut und mildern selbst tiefe Falten – für ein gestrafftes Aussehen. Die neue Serie besteht aus der NIVEA CELLULAR Expert Lift Anti-Age Tagescreme LSF 30, der NIVEA CELLULAR Expert Lift Anti-Age Nachtcreme und der NIVEA CELLULAR Expert Lift Tuchmaske.
- Mit 19 neu überarbeiteten Produkten haben wir im Berichtsjahr zudem die NIVEA Essentials Gesichtspflegeserie gestärkt. Die Produkte für den Tag – wahlweise mit Lichtschutzfaktor 15 oder 30 – und für die Nacht enthalten den in vielen Ländern als Marke geschützten NIVEA Moisture Care Complex, spenden langanhaltende Feuchtigkeit und die Formeln sind vegan, d. h. sie enthalten keine tierischen Inhaltsstoffe. Besonderes Augenmerk wurde auf die Umweltverträglichkeit gelegt: Entsprechend unserer Nachhaltigkeitsagenda sind die Formeln frei von Mikroplastik und bestehen ausschließlich aus biologisch abbaubaren Polymeren. Zudem sind die Tuben zu 89 %, Tiegel und Faltschachtel zu 100 % recycelbar.
- Die neue NIVEA Derma Skin Clear Gesichtsreinigungsserie reinigt und verbessert das Hautbild von unreiner Haut. Die veganen und milden Formeln enthalten keine tierischen Inhaltsstoffe, setzen auf eine hochwirksame Verbindung von Salicylsäure und Niacinamid für den Tag und von Salicylsäure, Niacinamid und Glykolsäure für die Nacht. Dieser Säurekomplex mit Peeling-Eigenschaften unterstützt den natürlichen Erneuerungsprozess der Haut, um das Wiederauftreten von Hautunreinheiten deutlich zu reduzieren und zu verhindern. Die neue, effektive Serie umfasst das NIVEA Derma Skin Clear Waschgel, das NIVEA Derma Skin Clear Gesichtswasser, das NIVEA Derma Skin Clear Anti-Unreinheiten Peeling sowie das NIVEA Derma Skin Clear Nacht Peeling Serum.
- Mit dem neuen NIVEA SUN LUMINOUS 630® Anti-Pigmentflecken Sonnenschutz LSF 50 haben wir im Jahr 2022 unser Sonnenschutz-Sortiment um eine UV-Gesichts-Produktvariante ergänzt. Die Formel mit dem LUMINOUS 630®-Wirkstoff ist besonders effektiv gegen sonnenbedingte Pigmentflecken und bietet sofortigen Schutz vor kurz- und langfristigen UVA-/UVB-Hautschäden sowie vor sonnenbedingter, vorzeitiger Hautalterung. Die leichte, nicht fettende Textur der Sonnencreme erfrischt die Haut und hinterlässt ein geschmeidiges Hautgefühl.
- Nachhaltige Verbesserungen konnten wir im Berichtsjahr auch bei unserem Bestseller NIVEA Soft bewirken. Das Produkt baut nun auf eine verbesserte, nachhaltigere Formel, die – angereichert mit Vitamin E und 100 % natürlichem Jojobaöl – die Haut noch besser mit Feuchtigkeit versorgt. Das neue Produkt enthält zu 95 % natürlich gewonnene Inhaltsstoffe, die Formel ist vegan, enthält also keine tierischen Inhaltsstoffe und ist zu 98 % biologisch abbaubar (gemäß OECD oder äquivalenten Methoden). Der CO2-Fußabdruck der NIVEA Soft wurde im Hinblick auf die Inhaltsstoffe um bis zu 40 % reduziert verglichen zur vorherigen Formel. Die Feuchtigkeitscreme ist für alle Hauttypen geeignet, als Gesichtscreme, Make-up-Grundierung und kann am ganzen Körper verwendet werden. Sie sorgt für ein gesundes, strahlendes Aussehen der Haut.
- Auch mit dem Relaunch der neuen NIVEA Duschpflegeserie ist uns im Berichtsjahr ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu klimafreundlicheren Produkten gelungen: Die neuen Formeln mit Vitaminen und Ölen schützen die Haut, sind frei von Mikroplastik und zu 99 % biologisch abbaubar (gemäß OECD oder äquivalenten Methoden). Die Flaschen (ohne Kappen und Label) bestehen zu mindestens 96 % aus recyceltem Kunststoff und sind bis zu 26 % leichter als bisher, wodurch die verpackungsbedingten CO2-Emissionen um 32 % gesenkt werden konnten. Die Produkte sind nun zu 100 % „klimaneutralisiert“2 und leisten einen positiven Beitrag zu unserer Mission „Climate Care“ im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsagenda CARE BEYOND SKIN. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter www.nivea.de/nachhaltigkeit.
- Mit den neuen NIVEA Deo Sticks haben wir im Berichtsjahr eine weitere nachhaltige Innovation im Markt etabliert. Mithilfe einer neuen, patentierten Technologie ist es uns gelungen, die Emulsionstechnologie für feste Anti-Transpirant Sticks zu nutzen. Damit ist es uns möglich, silikonfreie Deo-Sticks zu vermarkten, mit denen wir insgesamt einen geringeren CO2-Fußabdruck aufweisen. Ergänzend zur neuen Formel kommen die neuen Sticks in einer leichteren, modernen Verpackung daher, die 23 %/ml weniger an Material verbraucht.
- Im Juni 2022 brachten wir mit der NIVEA MEN „Feuchtigkeitspflege Climate Care“ ein innovatives, klimaneutralisiertes2 Produkt in den Handel, bei dem wir als erster Hersteller von Hautpflegeprodukten überhaupt einen Inhaltsstoff einsetzen, der aus recyceltem CO2 gewonnen wurde: Ethanol. Ethanol als zentraler Inhaltsstoff trägt zu einem erfrischenden Hautgefühl bei. Zudem ist die Formel hautberuhigend und versorgt die Haut mit Feuchtigkeit.
- Nach der erfolgreichen Einführung des Eucerin DERMOPURE Triple Effect Serums in den Markt für Produkte gegen Pickelmale im Jahr 2021 haben wir im Berichtsjahr mit dem Relaunch der Serie Eucerin Hyaluron-Filler + Elasticity und Eucerin Anti-Pigment Teint Perfektionierendes Serum weitere Produkte mit unserem patentierten Anti-Pigment-Wirkstoff Thiamidol auf den Markt gebracht. Die überarbeitete Produktserie Eucerin Hyaluron-Filler + Elasticity ist dafür da, tiefe Falten und Altersflecken zu mildern und die Elastizität und Ausstrahlung der Haut zu verbessern. Der innovative Mix aus hoch- und niedermolekularer Hyaluronsäure polstert tiefe Falten sichtbar von innen auf, während eine leistungsstarke Kombination aus Arctiin und Kreatin (Kollagen-Elastin-Komplex) die Kollagenproduktion anregt und die Elastizität der Haut erhöht. Das ebenfalls enthaltene Thiamidol mildert bereits nach zwei Wochen Altersflecken sichtbar. Das Eucerin Anti-Pigment Teint Perfektionierendes Serum mit einer Kombination aus Hyaluronsäure und Glycerin versorgt die Haut mit Feuchtigkeit, mildert Pigmentflecken mithilfe des patentierten Wirkstoffs Thiamidol sichtbar und beugt ihnen vor – für einen ebenmäßigen und strahlenden Teint.
- Als Ergänzung des Eucerin Sun Sortiments lancierten wir im Jahr 2022 insgesamt drei Sonnenschutz-Innovationen mit Tönungs-Effekt: Eucerin Oil Control Tinted Face Sun Gel-Creme LSF 50+ schützt fettige und zu Akne neigende Haut vor sonnenbedingten Hautschäden und bietet 12 Stunden lang Öl- und Glanzkontrolle sowie Farbpigmente für einen gleichmäßigen Hautton. Die mit Hyaluron angereicherte Formel der neuen Eucerin Photoaging Control Tinted Face Sun Gel-Creme LSF 50+ hilft, erste Anzeichen der (HEVIS-bedingten) Hautalterung zu reduzieren und den Teint durch die Farbpigmente zu vereinheitlichen. Mit der neuen Eucerin Pigment Control Tinted Face Sun Gel-Creme LSF 50+ haben wir im Berichtsjahr zudem einen hochwertigen Gesichtssonnenschutz für alle Hauttypen auf den Markt gebracht. Die Formel hilft, sonnenbedingte Hyperpigmentierung wirksam zu reduzieren sowie deren Neuentstehung bei regelmäßiger Anwendung effektiv vorzubeugen. Zusätzlich sorgen die Farbpigmente auch hier für einen ebenmäßigen Hautton. Alle drei Produkte kombinieren UVA-/UVB-Filter für einen sehr hohen UV-Schutz und Licochalcone A zur Neutralisierung von freien Radikalen, die durch UV- und energiereiches sichtbares Licht entstehen.
- Mit GREEN & PROTECT haben wir unter den Marken Hansaplast, Elastoplast und CURITAS das erste klimaneutralisierte3 Pflaster ins Sortiment eingeführt. Alle wesentlichen Aspekte der GREEN & PROTECT Pflaster wurden im Hinblick auf die Nachhaltigkeit optimiert und mit der bewährten Produktleistung und zuverlässigem Wundschutz verbunden. Wundauflage und Trägermaterial sind aus natürlich gewonnenen Fasern hergestellt. Das Holz, das für sie und das Trennpapier verwendet wird, wird zudem von FSC®-zertifizierten Wäldern bezogen. Darüber hinaus ist die Verpackung ungebleicht, besteht zu 93 % aus Recyclingmaterial und hat das geringste mögliche Gewicht für das verwendete Material.
- Unter unserer Luxusmarke La Prairie haben wir im Jahr 2022 die White Caviar Essence Extraordinaire, eine transformative Gel-Wasser-Essenz, auf den Markt gebracht. Die seidig schimmernde Lotion gleitet auf die Haut und entfaltet ihre außergewöhnliche Wirkung. Sie spendet sofort Feuchtigkeit für eine glattere, strahlendere Oberfläche sowie ein erfrischendes Gefühl. Angereichert mit eingekapselter Lumidose™, dem außergewöhnlichen Leuchtmolekül, mildert es das Erscheinungsbild von Altersflecken und Mattheit und sorgt dafür, dass sich die Haut hydratisiert und aufgepolstert anfühlt.
- Ebenfalls neu eingeführt wurde der La Prairie Pure Gold Radiance Nocturnal Balm, mit dem exklusiven Pure Gold Diffusion System™, einem reichhaltigen Balsam, der den nächtlichen Regenerationsprozess der Haut unterstützt und sie mit Energie versorgt, um ihre Leuchtkraft wiederherzustellen. Das Pure Gold Diffusion System™ versorgt die Haut mit einer dreistufigen Wirksequenz. Zunächst lagert sich das Gold sofort auf der Hautoberfläche ab und verleiht der Haut ein sofortiges Strahlen. Es folgt eine intensive Infusion von aufbauenden Inhaltsstoffen. Abschließend erfolgt eine gleichmäßige Freisetzung der regenerierenden Inhaltsstoffe, die mit den auf der Hautoberfläche abgelagerten Goldpartikeln verbunden sind. Über Nacht wird die Haut optimal gepflegt und verwöhnt.
- Die dritte Innovation, die La Prairie auf den Markt gebracht hat, ist das Skin Caviar Harmony L’Extrait. Das Verpackungsdesign von Skin Caviar Harmony L’Extrait folgt den Codes der Bauhaus-Bewegung, ein kobaltblaues Glasfläschchen umschließt die Formel in seinem Inneren. Beim Auftragen verschmelzen mikrofluidische Kügelchen zart mit dem sie umgebenden Gel und verwandeln sich in ein leichtes Extrait. Die Gesichtskonturen erscheinen neu modelliert und die Haut wirkt bei fortgesetzter Anwendung langfristig gestrafft.
- Die Gesichtspflege Sheer Glow Rose Face Tint von Chantecaille® verbindet die Wirkung von Hautpflege mit Make-up. Die Kombination vereint das Beste aus beiden Welten: hochwertige Inhaltsstoffe, wie Anti-Aging-Wirkstoffe auf pflanzlicher Basis und Peptide, die die Haut mit Feuchtigkeit versorgen und die rosige Nuance, die einen zarten, schimmernden Glow zaubert. Um nur einen Hauch von rosiger Frische zu erzielen, kann das Produkt auch mit einer Feuchtigkeitscreme oder Foundation gemischt werden.
Als Ergebnis unserer regionalen Forschungsarbeit haben wir im Berichtsjahr zudem eine Reihe an lokalen Innovationen auf den Markt gebracht:
- Die neue NIVEA Radiant & Beauty Produktreihe wurde speziell für Verbraucher*innen mit dunklem Hautton entwickelt und auch an diesem Hautton getestet. Die Produkte sind das Ergebnis umfangreicher Studien mit rund 9.000 Befragten in Afrika südlich der Sahara und in Brasilien. Die Formeln enthalten fünf Vitamine und verschiedene Öle.
- Um auf dem chinesischen Markt dem Trend für Premium-Produkte zu entsprechen, brachte NIVEA im Mai 2022 mit dem NIVEA Pro Sensitive Amino Acid Gesichtsreinigungsgel die erste Premium-Gesichtspflegeserie auf den Markt. Sie ist sowohl als Pumpspender als auch im Tuben-Format verfügbar und hat eine ansprechende Verpackung sowie eine milde Formel.
- Ebenfalls für den chinesischen Markt wurde die neue Körperpflegeserie Doukou entwickelt, die im Juli des Berichtsjahres in den Handel eingeführt wurde. Sie spricht mit ihrer Verpackung und den Produktfarben sowie digitalen Add-ons die junge asiatische Zielgruppe an. Die Produkte gelangten innerhalb von vier Wochen nach Verkaufsstart auf Platz 2 der Tmall-Verkaufscharts.
- Eucerin lancierte im Berichtsjahr mit der Eucerin Even Radiance Serie die ersten Asien-exklusiven Produkte. Die Serie ist auf die starke regionale Nachfrage nach aufhellenden Hautpflegeprodukten und die daraus resultierenden Pflegebedürfnisse zugeschnitten und umfasst neben Feuchtigkeitscremes auch eine Augencreme, eine Tuchmaske sowie Ampullen.
- Die auf dem US-amerikanischen Markt eingeführten Eucerin Sun Produkte sind weitere Produkt-Highlights des Berichtsjahres. Insgesamt sieben Sun Produkte sind im ersten Quartal auf den Markt gekommen, darunter zwei dermokosmetische Sonnenschutzprodukte für das Gesicht – für fettige und zu Akne neigende Haut sowie eine Anti-Aging-Creme – und fünf Produkte für den gesamten Körper – wahlweise für trockene oder empfindliche Haut. Fünf Antioxidantien, der spezielle „5 AOX Shield“-Komplex, und weitere spezielle Inhaltsstoffe sorgen dafür, dass freie Radikale bekämpft werden und sich die Haut zusätzlich gesund anfühlt.
- Mit den Aquaphor Healing Balm Sticks brachten wir im Jahr 2022 eine weitere (OTC-)Innovation auf den US-Markt: Die Produkte sind wahlweise für Babys oder Erwachsene erhältlich und kombinieren einen wirksamen Hautschutz, um Hautirritationen sofort zu lindern und zu heilen, mit einer praktischen, leicht anzuwendenden Stift-Applikation. Die Balsamformel entwickelten wir mit unserem strategischen Partner Weckerle. Im Rahmen dieses Projektes wurde das neue Weckerle-Produktionszentrum im US-amerikanischen Kalifornien auditiert und in Betrieb genommen und steht seit 2022 für neue ODM-Projekte mit USA-Fokus zur Verfügung.
tesa
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Produkt- und Technologie-Entwicklung1
Kleben statt Schrauben und Schweißen
Wie schon in den vergangenen Berichtsjahren hat tesa die Technologien für strukturelles Verkleben im Jahr 2022 weiter ausgebaut. Damit können auch hochfeste Fügeverfahren wie z.B. Schrauben, Nieten und Schweißen ersetzt werden.
tesa konnte weitere neue Produkte entwickeln, die bei niedrigen Temperaturen aushärten. Besonders in elektronischen Endgeräten ist deren Anwendung sehr vorteilhaft. Großkunden konnten beispielsweise mit neuen Prototypen bemustert werden, deren Härtungsmechanismen passgenau auf deren Fertigungsprozesse abgestimmt sind. Bei der Verklebung der Bauteile zum Aufbau der Außenhülle von Mobiltelefonen hat sich die eingesetzte Technologie besonders bewährt, um die empfindlichen elektronischen Komponenten optimal zu schützen und die nötigen Verklebungsflächen zu verkleinern.
Nachhaltige Produkt- und Technologiekonzepte
Die Technologie-Entwicklung wurde konsequent auf die Nachhaltigkeitsstrategie (siehe tesa Nachhaltigkeitsbericht4) ausgerichtet. Das führte zu einer Vielzahl an neuen Produkten mit hervorragender Produktnachhaltigkeit.
Für das Distributionsgeschäft hat tesa Prototypen neuer biobasierter Verpackungsklebebänder entwickelt. Die eingesetzten Technologien konnten kürzlich sogar auf anspruchsvolle Maskierungsklebebänder übertragen werden, bei denen sowohl Träger als auch Klebemasse biobasiert sind. Aber auch für den klebtechnisch anspruchsvollen Bereich der mobilen Endgeräte wurden Produktlösungen entwickelt, deren Einzelkomponenten vollständig aus post-consumer recyceltem Polyester bestehen und darüber hinaus überwiegend biobasierten Kohlenstoff beinhalten. Die Leistungsfähigkeit der Klebebänder befindet sich auf dem gewohnten Niveau der erdölbasierten Produkte. Weitere Projekte zum Ersatz erdölbasierter Klebebandkomponenten wurden gestartet. Am tesa Standort in Hamburg wurde ein Herstellungsverfahren für Klebemassenpolymere implementiert, das biobasierte Einsatzstoffe verarbeitet und so einen wesentlichen Beitrag auf dem Weg zu einer klimaneutralen Fertigung leistet.
Um tesa Kunden das Herstellen recycelbarer Produkte zu ermöglichen, wurden neue technologische Konzepte entwickelt, Klebeverbindungen bei Bedarf wieder zu lösen. Das ermöglicht die Wiederverwertung der verklebten Einzelkomponenten. Erste Kunden aus dem Bereich Electronics wurden mit Prototypen der verschiedenen Technologien bemustert, und einige Designs konnten bereits in Produktentwicklungsprojekte überführt werden. Darüber hinaus soll das Portfolio an Technologien erweitert werden, um neue Anwendungen zu erschließen. Erste Machbarkeitsstudien wurden initiiert, um weitere Technologien zur Auslösung der Trennung einer Verklebung zu erproben. Entsprechende Patentanmeldungen wurden bereits eingereicht. So konnten auch für den Automobilbau erste Prototypen entwickelt werden, die von globalen Innovationsführern positive Resonanz erfahren und den hohen Anforderungen an Temperaturbeständigkeit, Verbindungsfestigkeit und Langlebigkeit im Automobil genügt haben.
Weiterentwicklung lösungsmittelfreier Technologien
tesa hat auch im Jahr 2022 die Entwicklung lösungsmittelfreier Beschichtungstechnologien weiter fortgesetzt und deren Entwicklungsziele konsequent auf die Nachhaltigkeitsstrategie ausgerichtet. Bei der Extrusion von Klebemassen konnten die Einsatzgrenzen dieser Technologie hin zu dünneren Beschichtungen erweitert werden, die bisher ausschließlich der Lösungsmittelbeschichtungstechnologie vorbehalten waren. So sollen zukünftig neue Märkte und Anwendungen mit lösungsmittelfreien Produkten bedient werden. Durch die Abbildung der Prozesse in datenbasierten Modellen konnte der positive Effekt auf die Energiebilanz nun auch quantitativ belegt werden, und die Simulation zukünftiger Produkte wird ermöglicht.
Auch die Technologie der wasserbasierten Klebemassen zum Ersatz von Lösungsmittelsystemen wurde weiterentwickelt und auf neue Anwendungsfelder übertragen. Diese umfassen beispielsweise komplexe Masking-Anwendungen, neue Prototypen für Kabelbandagierungen und insbesondere das Isolieren von Batteriezellen. Indem zusammen mit externen Kooperationspartnern neue biobasierte Rohstoffe eingesetzt wurden, konnte der CO2-Abdruck einer Klebemasse um 80 % reduziert werden.
Technologien für Displays und Verglasungen
Für falt- und rollbare Displays in zukünftigen Mobiltelefongenerationen konnten im vergangenen Berichtszeitraum Großkunden mit zahlreichen neuen Prototypen bemustert werden. Diese hochflexiblen Displayklebebänder haben ein exakt eingestelltes mechanisches Verhalten, um den komplexen Verformungs- und Belastungsabläufen in den Geräten standzuhalten.
Ebenso hat tesa neue Prototypen entwickelt, die bei globalen Automobilherstellern positiv getestet wurden. Durch die Integration mehrerer Funktionen wie beispielsweise Licht- und Wärmemanagement wurden auch die Anforderungen an die neueste Displaygeneration erfüllt, die in schnell und stark wechselnden Umgebungsbedingungen des Fahrzeugs zuverlässig funktionieren müssen.
Digitalisierung
Globale Innovationsführer in der Auto- und Elektronikindustrie setzen zunehmend auf die Digitalisierung ihrer Entwicklungsprozesse. Dies erfordert die Bereitstellung entsprechender digitaler Daten auch für die verwendeten Klebelösungen. Deshalb wurde die Digitalisierung der Produkt- und Technologieentwicklung in der abgelaufenen Berichtsperiode weiter vorangetrieben. So wurden zu vielen Produkten digitale Zwillinge erstellt, die tesa Kunden ertüchtigen, das mechanische Verhalten der Verklebung in ihrer spezifischen Applikation eigenständig und unmittelbar unter verschiedenen Temperaturbedingungen und Belastungsabläufen zu simulieren. Hierdurch werden die Entwicklungszeiten verkürzt und der Materialverbrauch minimiert. Gleichzeitig kann die Leistung der Produkte verbessert werden.
Ebenso wurden interne Rezeptur- und Prozessentwicklungsaufgaben durch Digitalisierung verschlankt, beschleunigt und präzisiert, um noch besser kundenspezifische Anforderungen zu bedienen. Dabei kommen künstliche Intelligenz und Simulation zur Anwendung.
Entwicklungen für die Energiewende
Ein neuer Schwerpunkt in der Produkt- und Technologieentwicklung zielt auf Lösungen für die Energiewende ab. Das betrifft beispielsweise Brennstoffzellen, Energieeinsparungen und Elektromobilität. Für die Fertigung moderner Brennstoffzellen wurden funktionale Folien entwickelt, mit denen die Brennstoffzelle besonders schnell und effizient zusammengebaut werden kann. Auch diese Entwicklung konnte in den Pilotmaßstab überführt und Kunden mit entsprechenden Prototypen bemustert werden. Kürzlich konnte ein erster Prototyp einer mehrlagigen Folie zum Nachrüsten von Fensterscheiben erfolgreich getestet werden, mit dem die Durchlässigkeit für Licht- und Wärmestrahlung durch Fenster auf Knopfdruck verändert werden kann. Hierdurch wird im Sommer die Erwärmung von Räumen verringert und der Energieverbrauch von Klimaanlagen reduziert.
Für die Elektromobilität hat tesa neue Technologien und Prototypen entwickelt, mit denen Batteriekomponenten besonders effizient und sicher verbunden und geschützt werden können. Für die verschiedenen Anforderungen globaler Innovationsführer im Automobilbereich wurden verschiedene Klebelösungen entwickelt und erfolgreich getestet. Beispiele sind die reversible Verklebung von Batteriedeckeln der Batteriegehäuse und die hochfeste Verklebung der Batteriezellen selbst.
Weitere Informationen zur Produkt- und Technologieentwicklung bei tesa finden Sie unter www.tesa.com/de-de/ueber-uns/product-and-technology-development.
1 Dieser Abschnitt ist kein prüfungspflichtiger Bestandteil des zusammengefassten Lageberichts.
3 www.hansaplast.de/ueber-hansaplast/unser-engagement-fuer-mehr-nachhaltigkeit
4 www.tesa.com/de-de/ueber-uns/nachhaltigkeit/nachhaltigkeitsbericht