Nachhaltige Landnutzung
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Nachhaltiger Anbau von Rohstoffen
Natürliche Ressourcen sind eine wichtige Basis für die Entwicklung unserer Produktformeln. Weder durch die Beschaffung noch durch die Verwendung dieser Rohstoffe wollen wir die Umwelt belasten oder schädigen. Unser Ziel lautet daher, unsere wichtigsten erneuerbaren Rohstoffe wie Palm(kern)öl-Derivate, Soja und Papier bis 2025 aus nachhaltigeren Quellen zu beziehen. Diese Hauptrohstoffe sollen bis 2025 außerdem entwaldungsfrei beschafft werden. Aus diesem Grund ist das Thema „nachhaltige Landnutzung“ als Fokusfeld ein fester Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsagenda. Für palmbasierte Rohstoffe und papierbasierte Verpackungen verfügen wir seit vielen Jahren über Nachhaltigkeitsprogramme. Ähnliche Programme für Soja sind derzeit im Aufbau.
Innerhalb von Beiersdorf kooperieren wir mit Kolleg*innen aus verschiedenen Fachabteilungen wie Einkauf, Forschung & Entwicklung (F&E) und Supply Chain, um unsere Programme für nachhaltig zertifizierte Rohstoffe und Verpackungen weltweit umzusetzen. Zudem wird der Sustainability Council regelmäßig über Fortschritte informiert und in Strategieworkshops mit einbezogen. Dieser Input ist wichtig, damit wir unsere Programme kontinuierlich weiterentwickeln und die Erreichung unserer Ziele überprüfen können.
Palm(kern)öl-Derivate
Palm(kern)öl-Derivate sind ein wichtiger Rohstoff für unsere Kosmetik- und Körperpflegeprodukte; dabei handelt es sich um weiterverarbeitete Substanzen auf der Basis von Palm(kern)öl. Aus diesem sowie anderem pflanzlichen oder mineralischen Öl und entsprechenden Derivaten werden essenzielle Inhaltsstoffe wie Emulgatoren und Tenside gewonnen. Für die Produktion bezieht Beiersdorf das Öl der Ölpalme nicht direkt, sondern setzt dessen Derivate ein. Unser Gesamtbedarf an Palm(kern)öl-Derivaten lag 2022 bei rund 35.000 Tonnen.
Palm(kern)öl ist ein nachwachsender Rohstoff mit hoher Effizienz: Die Ölpalme hat im Vergleich zu anderen Pflanzen wie Kokos, Raps oder Sonnenblume einen fast fünfmal so hohen Flächenertrag.1 Das macht den Anbau von Palmöl attraktiv, führt jedoch gleichzeitig meist zur Rodung von Regenwäldern. Unser Anliegen ist es, diese Entwaldung weltweit zu vermeiden.
Durch Zertifizierung, Transparenz und langfristige Veränderung wollen wir die ökologischen und sozialen Risiken entlang der Lieferkette von palm(kern)ölbasierten Rohstoffen identifizieren und minimieren. Mit unserer „Palm Sustainability Roadmap“ und unserer „Sustainable Palm Policy“ setzen wir uns bei unseren Aktivitäten weltweit für eine nachhaltigere Rohstoffbeschaffung ein und möchten beispielsweise die Arbeitsbedingungen der im Anbau tätigen Personen vor Ort verbessern. Um unsere Ziele zu erreichen, verfolgen wir verschiedene Ansätze:
Nachhaltige Zertifizierung
Unser Ziel, bis Ende 2020 100 % nachhaltig zertifiziertes Palm(kern)öl und dessen Derivate zu verwenden, haben wir erreicht.2 Damit setzen wir nur noch palmbasierte Rohstoffe aus nachhaltigen Quellen nach dem „Mass Balance“-Modell des Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) in unseren Produkten ein.
Gemäß diesem Modell können Produkte zertifiziert werden, in denen sowohl RSPO-zertifiziertes als auch nicht zertifiziertes Palmöl enthalten sind. Dabei muss gewährleistet werden, dass die verarbeitete Menge des RSPO-zertifizierten Palmöls der eingekauften Menge zertifizierten Palmöls entspricht. Diese Option ist insbesondere für die Nutzung von palm(kern)ölbasierten Derivaten relevant, da die Derivate-Lieferketten vielstufig und somit höchst komplex sind. Daher gibt es keine Infrastruktur für eine „RSPO Segregated“-Lieferkette, also eine Lieferkette, in der RSPO-zertifizierte und nicht zertifizierte Derivate getrennt gehandelt werden.
Wir verfolgen das Ziel, unsere Palm(kern)öl-Derivate bis 2025 entwaldungsfrei zu beschaffen.
Transparenz in der Lieferkette
Die Lieferkette von Derivaten umfasst eine Vielzahl verschiedener Parteien. Wir beziehen Palm(kern)öl nicht direkt, sondern erhalten dessen Derivate von Zulieferbetrieben. Daher haben wir nur einen begrenzten Einfluss auf die vorgelagerte Lieferkette.
Dennoch wollen wir die Herkunft unserer Rohstoffe bis auf die Ebene von Raffinerien, Mühlen und Plantagen zurückverfolgen können. Deshalb sind wir Gründungsmitglied der seit 2019 bestehenden branchenübergreifenden Initiative „Action for Sustainable Derivatives“ (ASD). Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Transparenz und Nachhaltigkeit der Lieferketten für Derivate zu erhöhen. Dafür kontaktiert die Initiative unsere direkten Lieferbetriebe und fragt unter anderem Informationen zu deren vorgelagerter Lieferkette und Palmöl-Volumina ab. So arbeitet sich ASD durch die gesamte Palmöl-Lieferkette vor. Ziel der jährlichen Rückverfolgung unserer Rohstoffe ist es, die Transparenz in unserer Palm(kern)öl-Lieferkette zu steigern, „Hot Spots“ zu identifizieren und gezielt Projekte vor Ort zu unterstützen.
Nachhaltige Veränderung in den Anbaugebieten
Wir engagieren uns direkt in den Palmöl-Anbaugebieten, um die lokalen Arbeits- und Lebensbedingungen von Kleinbäuer*innen langfristig zu verbessern sowie die Umwelt zu schützen. Unser Ziel ist es, die kleinbäuerlichen Betriebe davon zu überzeugen, dass der Umstieg auf eine nachhaltige Bewirtschaftung von Ölpalmen ohne weitere Entwaldung ihre Lebens- und Einkommenssituation erleichtern kann.
Seit Mitte 2018 arbeiten wir beispielsweise mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) an einem Projekt in West-Kalimantan, Indonesien. Wir unterstützen insgesamt drei Dörfer mit einer Bevölkerung von rund 4.500 Einwohner*innen, inklusive 240 Kleinbäuer*innen. Im Berichtsjahr 2022 haben wir die erste Phase abgeschlossen und das Projekt um weitere vier Jahre verlängert. Im nächsten Schritt sollen die kleinbäuerlichen Betriebe bis 2026 gemäß RSPO-Standard zertifiziert werden.
Seit 2020 setzen wir – ebenfalls zusammen mit dem WWF und unserem Lieferanten Evonik – ein Landschaftsprojekt im malaysischen Sabah um. Ziel des Projekts ist es, die Produktion von Palmöl nachhaltiger zu gestalten und die Entwaldung zu stoppen. Bis zum Jahr 2025 sollen kleine und mittelgroße landwirtschaftliche Betriebe im Palmölanbau auf einer Fläche von insgesamt 20.000 Hektar Land nach dem RSPO-Standard zertifiziert werden.
Außerdem unterstützen wir ein Projekt des Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) in Sumatra, Indonesien.
Shea
Auch Sheabutter ist ein wichtiger Bestandteil in vielen unserer Produkte. Beiersdorf ist daher seit 2019 Mitglied der Global Shea Alliance (GSA). Mit der GSA und unseren Shea-Zulieferbetrieben arbeiten wir in den teils sehr armen ländlichen Regionen des sogenannten Shea Belts – dem Hauptanbaugebiet in Afrika – zusammen. Dort wollen wir über fünf Jahre hinweg insgesamt 10.000 Shea-Sammlerinnen unterstützen. Wir fördern sie beispielsweise in Ghana und Burkina Faso und schulen sie in den Bereichen Gesundheit, Arbeitssicherheit, Produktqualität und wirtschaftliches Know-how. Bisher haben über 4.000 Frauen an den Schulungen teilgenommen. Dabei erfahren die Shea-Sammlerinnen etwa, wie man energieeffizientere Kochherde aus lokalen Materialien wie Termitensand baut, um die Sheakerne vorzubehandeln. Diese wirtschaftlicheren Herde können sie auch privat verwenden. Bisher nutzen die Frauen meist einfache, mit Brennholz betriebene Drei-Steine-Öfen, die zweieinhalbmal weniger effizient sind. Die neuen Herde können den Brennholzbedarf und die damit verbundenen Emissionen reduzieren.
Darüber hinaus wollen wir bis 2024 vor Ort 10.000 Sheabäume pflanzen. Auf diese Weise leisten wir einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel, denn die Bäume binden CO2 und können der Ausbreitung der Wüste entgegenwirken.
Papier
Für viele unserer Produktverpackungen setzen wir Papier oder Pappe ein. Auch diese natürliche Ressource möchten wir nachhaltig beschaffen. Dafür haben wir 2018 eine „Sustainable Paper and Cardboard Policy“ aufgesetzt mit dem Ziel, bis Ende 2020 weltweit 100 % recycelte oder nachhaltig zertifizierte Papier- und Pappmaterialien einzusetzen, die dem FSC®-Standard entsprechen. Dieses Ziel wurde teilweise erreicht, etwa für Primärpackmittel: Wir beziehen seit Ende 2020 sowohl 100 % unserer Faltschachteln, die wir beispielsweise als Umverpackung von Gesichtscremes einsetzen, als auch alle eingesetzten Blisterkarten – etwa die Pappverpackungsteile für Lippenpflegestifte – und alle beigepackten Infozettel aus FSC®-zertifiziertem Material. Für weitere Papierverpackungen wie Versandkartons und andere Verkaufsmaterialien konnten wir das Ziel bis Ende 2020 nicht in allen Regionen erreichen; hier arbeiten wir weiterhin intensiv daran, auf FSC®-zertifiziertes oder recyceltes Papier umzustellen.
1 FONAP https://www.forumpalmoel.org/home.
2 Inklusive La Prairie und STOP THE WATER WHILE USING ME!