Geschäftsbericht 2024

Geschäftsbericht 2024

Darstellung der wesentlichen Risiken und Chancen

Strategische Risiken

Alle bereits 2023 bestehenden strategischen und somit wesentlichen Risiken wurden erneut einer umfangreichen Überprüfung unterzogen. Wo nötig wurde die Risikodefinition angepasst oder ergänzt, sowie die Bewertung von Eintrittswahrscheinlichkeit und/oder Auswirkung aktualisiert oder verändert (d. h., die mögliche negative finanzielle Auswirkung auf das prognostizierte EBIT).

Für den Unternehmensbereich Consumer ergibt sich im Ergebnis über alle Risiken hinweg im Vergleich zum Vorjahr quantitativ folgende Veränderung der Gesamtrisikolage: Während sich die Eintrittswahrscheinlichkeit leicht erhöht, sinkt die Risikoauswirkung insgesamt gesehen, beispielsweise steigt die Wahrscheinlichkeit von Reputationsrisiken, da Konsument*innen zunehmend eine Stellungnahme von Unternehmen zu (gesellschafts-) politischen Ereignissen fordern; die Risikoauswirkung sinkt beispielsweise im Bereich Nachhaltigkeitsrisiken, da Beiersdorf Consumer in vielen Aspekten ein Vorreiter ist und von Konsument*innen und Handel ebenso wahrgenommen wird. Im Zuge einer vorsichtigen Herangehensweise werden die bisher über unsere mittelfristigen Planungen hinausgehenden Chancen aus der quantitativen Nettoermittlung des Risikoportfolios wie bisher nicht berücksichtigt. Weiterhin haben wir einzelne Risikoaspekte, die wir eher zu den tagtäglichen, geschäftsmodellimmanenten Herausforderungen zählen und, denen wir uns kontinuierlich stellen, aus den Definitionen strategischer Risiken wie bisher herausgehalten, da diese in unseren finanziellen Planungen in aller Regel bereits erfasst sind. Hierzu zählen u. a. immer wieder uns beschäftigende Auseinandersetzungen mit dem Handel bei Preisfestsetzungen und vielfältige Angriffe des Wettbewerbs auf unsere Marken und Produkte, insbesondere die Verteidigung unserer Markenrechte und Produktversprechen. Aufgrund der Ausweitung der Berichterstattung auf Segmentebene werden im Anschluss die wesentlichen strategischen Risiken von tesa aufgeführt.

Wesentliche Risiken Unternehmensbereich Consumer

  1. Reputationsschäden für Marken und Gesamtunternehmen
    Erhalt und Ausbau des Werts unserer großen Marken für Verbraucher*innen mit ihrer breiten Tragfähigkeit sind für die wirtschaftliche Entwicklung von Beiersdorf weiterhin von entscheidender Bedeutung. Wesentlich hierfür ist das immer wieder neu zu bestätigende Vertrauen unserer Kund*innen und insbesondere der Konsument*innen unserer Produkte. Wir haben unser Risikomanagementsystem darauf ausgerichtet, dieses Vertrauen jederzeit in vollem Umfang zu rechtfertigen und so den Wert unserer Marken dauerhaft und erfolgreich zu schützen. Wir prüfen kontinuierlich unsere internen Prozesse in allen Bereichen des Unternehmens, um bei eventuellem Auftreten von potenziell rufschädigenden bzw. -gefährdenden Vorgängen angemessen, sachlich korrekt, schnell und wirkungsvoll reagieren zu können. Wir gehen davon aus, dass dies, gemeinsam mit allen im Folgenden beschriebenen Aktivitäten zur Optimierung der Qualität unserer Produkte und unseres gesamten Marktauftritts, dazu beitragen kann, dass es bei trotz allem auftretenden möglichen Reputationsproblemen zu keinem kritischen Sachverhalt kommen kann. Dies gilt gleichermaßen für unsere Marken wie auch für unser Unternehmen als Ganzes. Unsere umfangreichen Maßnahmen, die wir sowohl in der Umsetzung als auch in der Kommunikation in Bezug auf Nachhaltigkeit, Diversity und weitere Aspekte der Corporate Social Responsibility (CSR) realisiert haben, tragen ebenfalls zur Risikobegrenzung bei. Wir haben das Risikoausmass im Vergleich zum Vorjahr verringert, vor allem auch unter Einbeziehung unseres insgesamt sehr weit entwickelten und getesteten Krisenmanagement-Systems. Dagegen haben wir die Annahme zur Eintrittswahrscheinlichkeit erhöht. Dies erfolgte vor dem Hintergrund unserer Wahrnehmung, dass es eine zunehmend große Gruppe unter unseren Konsument*innen gibt, die erwartet, dass wir einen Standpunkt zu gesellschafts-, aber auch geo-politischen Themen einnehmen. Als Konsequenz wird Beiersdorf, wie viele andere Unternehmen auch, angreifbarer. Vor diesem Hintergrund stufen wir die Risiken für die Reputation unserer Marken und unseres Unternehmens weiterhin insgesamt als signifikant und möglich ein.

  2. Kritische Inhaltsstoffe
    Für eine klarere Abgrenzung und Bewertung haben wir das Risiko, das sich durch den Einsatz kritischer Inhaltsstoffe ergibt, gesondert von den allgemeinen Beschaffungsrisiken aufgeführt. Dabei sorgt unsere sowohl inhaltlich als auch geografisch breit aufgestellte Forschungs- und Entwicklungsabteilung, unterstützt durch eine spezialisierte Regulatory Affairs-Funktion, dafür, dass wir zu jeder Zeit sämtliche lokalen rechtlichen Anforderungen erfüllen. Den steigenden Anforderungen sind wir mit dem Aufbau zusätzlicher personeller Ressourcen begegnet. Zudem sind wir in permanentem Austausch mit den relevanten Behörden, um rechtzeitig auf sich abzeichnende veränderte Anforderungen im Bereich von Produktformulierungen reagieren zu können. Als Mitglied in den relevanten Verbänden, vor allem auf europäischer Gesamtebene, sind wir als Unternehmen frühzeitig über die sich abzeichnenden Veränderungen informiert. Dazu gehört auch unser regelmäßiger Austausch mit wichtigen Lieferanten. Allerdings ist festzustellen, dass sich die Herausforderung durch die weitere Verbreitung von digitalen Applikationen und Kanälen, die sich kritisch mit den Inhaltsstoffen der kosmetischen Industrie auseinandersetzen, weiter auf hohem Niveau hält. Wir stufen das Risiko weiterhin als signifikant und möglich ein.

  3. Beschleunigung der Digitalisierung
    Digitalisierung greift zunehmend in alle Lebensbereiche ein – daher haben wir das Risiko in interne und externe Digitalisierungsaspekte differenziert. Intern beziehen sich die Risiken insbesondere auf mögliche suboptimale Prozesse und niedrige Produktivität in einzelnen Bereichen aufgrund fehlender oder zu schwach entwickelter Digitalisierung. Extern nimmt die digitale Durchdringung der Konsumenteninteraktion entlang des gesamten Marketing- und Verkaufsprozesses weiter stetig zu. Beiersdorf arbeitet deshalb weiterhin mit hoher Intensität daran, diese Interaktionen möglichst zielgruppengenau zu planen und umzusetzen. Dabei haben wir im vergangenen Jahr erhebliche Anstrengungen im Bereich des Präzisionsmarketings unternommen, die es uns ermöglichen, die Effektivität unserer Investitionen deutlich zu steigern. Gleichzeitig haben wir organisatorisch dafür gesorgt, dass noch stärker integrativ gearbeitet wird, über alle Marken, zwischen den Funktionen und IT, und in engem Verbund mit dem Geschäft. Speziell im E-Commerce-Bereich haben wir unsere Ressourcenausstattung weiter erhöht, um der zunehmenden Bedeutung dieses Kanals gerecht zu werden. Dabei ist es weiterhin eine große Herausforderung, geeignete Talente zu rekrutieren und auch zu halten. Dies gilt insbesondere für das Gebiet der Datenanalyse, das von entscheidender Bedeutung ist, um schnell und präzise Handlungsanweisungen, auch im engen Austausch mit unseren Kunden, zu generieren. Ein weiterer Aspekt bleibt die vollständige Gewährleistung des privaten Datenschutzes. Hier hilft uns unser Datenschutzmanagementsystem, global gesteuert und lokal implementiert, einen sicheren Umgang mit sensiblen Daten unseres Unternehmens und unserer Geschäftspartner*innen und Konsument*innen kontinuierlich zu gewährleisten. Dies betrifft zum Beispiel die Entwicklung und Nutzung unserer Auftritte in den sozialen Medien oder die Entwicklung neuer Softwarelösungen. Ergänzt werden diese Bemühungen durch klare interne Verhaltensregeln und transparente, nochmals angepasste Führungsstrukturen. Dies wird begleitet von umfangreichen Schulungs- und Kontrollaktivitäten, sowie für den Datenschutz, weiterer Unternehmungen zum weltweiten Rollout. Durch die Vielzahl unserer Maßnahmen schätzen wir in dieser Berichtperiode das Risiko weiterhin als signifikant und möglich ein.

  4. Wachsende politische und wirtschaftliche Unsicherheiten
    In der Berichtsperiode bleibt die globale politische Lage weiterhin stark angespannt. Die militärischen Auseinandersetzungen sowohl in der Ukraine also auch dem Nahen Osten halten an. In beiden Fällen bleibt die Unsicherheit einer Ausdehnung zu noch größeren regionalen Konflikten bestehen, mit möglichen Auswirkungen auf unser Geschäft, sowohl direkt durch Auswirkungen auf die Verkäufe in den betroffenen Ländern als auch indirekt über das Vertrauen der Konsument*innen in der jeweiligen Region.

    Die wirtschaftlichen Aussichten der Weltwirtschaft sind insgesamt schwer abzuschätzen, insbesondere vor dem Hintergrund des Regierungswechsels in den USA und den damit einhergehenden Erwartungen zu veränderten Prioritätensetzungen. Weiterhin ergeben sich Unsicherheiten aus der möglichen Einführung von Importzöllen auf Fertigwarenimporte aus Mexiko und Europa.

    Auch wenn die Hochzinsphase der letzten Jahre in den großen Wirtschaftsräumen USA und Europa inzwischen verlassen wurde, bleibt die Frage nach der mittelfristigen Richtung vor dem Hintergrund möglicherweise einer wieder aufkeimenden Inflation, auch getrieben von einer immer weiter wachsenden Staatsverschuldung. Inwieweit sich dabei mittelfristig eine möglicher Kaufkraftverlust in verlangsamtes Marktwachstum für Beiersdorf übersetzen würde, bleibt abzuwarten.

    In Asien bleibt China der größte Unsicherheitsfaktor. Trotz der neuen Konjunkturmaßnahmen zur Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Lage, ist es weiter unklar, ob es zu einer substanziellen Umkehr des Konsument*innenvertrauens kommen wird. Hiervon würde nicht zuletzt unser signifikantes La Prairie-Geschäft in China profitieren. Beiersdorf ist über alle Sparten hinweg geografisch relativ gut ausbalanciert, ohne extreme Abhängigkeiten von einem bestimmten Markt. Potenzielle Markteintritte in neue Länder werden auch vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen umfassend bewertet. Für Russland wird weiterhin strikt auf das Einhalten aller Sanktionsmaßnahmen geachtet. Vor dem Hintergrund allgemeiner globaler Anspannung stufen wir das Risiko der Auswirkungen aus einem eskalierenden militärischen Konflikt oder einer wirtschaftlichen Krise in einem für uns relevanten Markt weiterhin als sehr signifikant und möglich ein.

  5. Knappheit bei Rohstoffen, natürlichen Ressourcen und Energie
    Die Beschaffungspreise von insbesondere Roh- und Packmaterialien haben einen erheblichen Einfluss auf die Profitabilität des Consumer Geschäftes. Ungeplante Preissteigerungen können sich ergeben aus: Unwägbarkeiten in Beschaffungsmärkten (unbeeinflussbare „VUCA“-Welt: „Volatility“ – Volatilität, „Uncertainty“ – Unsicherheit, „Complexity“ – Komplexität und „Ambiguity“ – Mehrdeutigkeit), Kapazitätsengpässen in vorgelagerten Wertschöpfungsketten, Lieferantenausfällen (Insolvenz, Neuausrichtung ihrer Strategie, Aufkäufe), regulatorischen Veränderungen insbesondere aus Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekten oder Handelskonflikten (Zollbarrieren und anderes).

    Um möglichst schnell und angemessen auf mögliche zukünftige oder auch kurzfristige Versorgungsengpässe reagieren zu können, setzen wir auf ein kontinuierliches Monitoring unserer Märkte und Lieferanten wie auch auf ein adäquates Vertragsmanagement. Gleichzeitig kümmert sich unsere Beschaffung um eine gezielte Steuerung der Aktivitäten in Bezug auf Umfang, Zeitpunkt und Frequenz der einzelnen Materialabrufe. Übergeordnet bleiben strategische Partnerschaften wichtige Bestandteile der aktiven Steuerung unseres Lieferantenportfolios ebenso wie interne Programme, die die Agilität der gesamten Wertschöpfungskette und deren Resilienz bei Störungen sicherstellen sollen. Daneben sind wir im Rahmen der Fortsetzung unseres breit angelegten „Value Engineering“-Projekts weiterhin auf der intensiven Suche nach Kostensenkungspotenzialen im gesamten Wertschöpfungsprozess. Trotz der Fortschritte bei der Stärkung unserer Resilienzen, bleibt das externe Umfeld schwer vorherzusagen. Aus diesem Grund schätzen wir die strategischen bzw. die entsprechenden funktionalen Risiken im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit und der Preisentwicklung auf der Beschaffungsseite nunmehr als sehr signifikant und möglich ein. Die Erhöhung der Risikoauswirkung beruht auch auf dem wachsenden Anteil der Materialkosten aufgrund der prognostizierten Umsatzsteigerungen.

  6. Cybersicherheit
    Das Risiko aus der Bedrohung unserer und der IT-Systeme unserer direkten Geschäftspartner*innen bleibt im Rahmen der Überprüfung unserer strategischen Risiken weiterhin bestehen. Dies trägt der besonderen und weiter zunehmenden Bedeutung dieses Risikos Rechnung. In Bezug auf Cybersicherheit konnten wir uns auch im Jahr 2024 erfolgreich gegen zunehmende direkte und indirekte Angriffe auf unsere eigenen IT-Systeme wehren. Dabei haben wir weitere Verbesserungen der IT-Infrastruktur, insbesondere bei Cloud-Diensten und Fähigkeiten der Wiederherstellung, erreicht. Wie schon in beiden Vorjahren haben wir eine externe Zertifizierung nach ISO 27001 zur Informationssicherheit erhalten, nun insbesondere schon im Hinblick auf die Erfüllung der neuen NIS2 Regularien. Des Weiteren führen wir die Verbesserung des Schutzes unserer operativen Systeme, entlang der Wertschöpfungskette, insbesondere in der Supply Chain, weiter durch. Angesichts der insgesamt wachsenden Anzahl an Bedrohungen schätzen wir das Risiko trotz allen Fortschritts weiterhin als signifikant und möglich ein.

  7. Zunehmende ESG Anforderungen
    Die regulatorischen Rahmenbedingungen im Bereich ESG (Risiken in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance) nehmen weiterhin zu. Dazu tragen insbesondere der „European Green Deal“ in seiner Umsetzung in nationale Gesetzgebung als auch das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) bei. Dessen Umsetzung ist im Jahr 2024 weiter fortgeschritten, indem Lieferantenbewertungen und -audits planmäßig durchgeführt wurden und an einer weiteren IT-Unterstützung gearbeitet wurde. Die Umsetzung der EUDR (EU Verordnung über entwaldungsfreie Produkte) war ein weiterer Fokus im Jahr 2024, dedizierte Ressourcen arbeiten daran, die Einhaltung der Vorschriften sicherzustellen.

    Unabhängig von den rechtlichen Anforderungen hat sich Beiersdorf ambitionierte Ziele gesetzt. Dies wird auch gerade durch unsere eigenen spezifischen Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Verpackungsvermeidung und -reduzierung sowie Klimaschutz deutlich. Die im Jahr 2021 verkündete neue Plastikkreislaufstrategie setzen wir dabei ebenso konsequent weiter fort wie auch unsere Bestrebungen zur Entwicklung und Einsatz nachhaltiger Verpackungs- und Nutzungskonzepte. Unsere Fähigkeiten zur transparenten Messung des Fortschritts gegen Zwischenziele haben wir kontinuierlich erhöht und messen die Erreichung von Zwischenzielen kontinuierlich. Außerdem haben wir im Jahr 2024 eine allgemein verpflichtende Schulung im Bereich Nachhaltigkeit sowie internationaler Sozialstandards ausgerollt, mit angestrebtem Erreichungsgrad von mindestens 95 %. Obwohl wir weiter von sich erhöhenden Erwartungen an uns in Bezug auf Umweltschutz und als verantwortungsvollem Corporate Citizen ausgehen, sowohl von der Öffentlichkeit, NGOs, aber auch unseren Kund*innen, haben wir die Risikoauswirkung herabgestuft: die ESG Aktivitäten im Consumer Geschäft werden von genanntem externen Umfeld sowie unseren Konsumenten zunehmend als sehr positiv und für die Branche als richtungsweisend bewertet: Wir bewerten das Risiko als signifikant und möglich.

  8. Klimawandelbedingte Auswirkungen auf die vollständige Wertschöpfungskette
    Das im vergangenen Jahr aufgenommene Risiko der sich aus dem Klimawandel möglicherweise ergebenen Auswirkungen auf unsere gesamte Wertschöpfungskette (vom Bezug kritischer Rohstoffe über Produktionsinfrastruktur und jegliche Transporte) hat weiterhin Bestand. Die Einsichten aus der letztjährigen externen Studie zur Risikoentwicklung unserer Produktionsstandorte sind in weitere Maßnahmenpakete überführt worden. Insbesondere für die Mitigation möglicher Wasserknappheit sind konkrete Maßnahmen definiert worden. Die Ergebnisse der eingeführten kontinuierlichen Überwachung dieser Risiken (seitens der Funktion Corporate Sustainability) sind im Jahr 2024 mit der Supply Chain und F&E geteilt worden. Außerdem werden unsere Notfallpläne zur kritischen Infrastruktur und Versorgung fortlaufend aktualisiert, um bei Risikoeintritt schnell und umfassend reagieren zu können. Wir schätzen wir das Risiko weiterhin als signifikant und möglich ein.

  9. Talentmangel und -fähigkeiten
    Das Risiko der zunehmenden Herausforderung, geeignete Talente zu rekrutieren, zu halten und angemessen schnell und umfassend auf neuen Technologien zu trainieren, bleibt bestehen. Dieses Risiko betrifft sowohl unsere deutschen Standorte, als auch unsere Ländergesellschaften, insbesondere für alle Aufgaben mit starker digitaler Komponente. Hier ist Beiersdorf nicht nur in Konkurrenz zu Wettbewerbern in unserer Industrie, sondern gerade auch zu größeren und kleineren Technologiefirmen. Das im Jahr 2023 ausgerollte Arbeitgeber Markenprogamm (Employer Branding) unterliegt seit 2024 einer kontinuierlichen Erfolgsmessung. Die aktive Präsenz in den sozialen Medien, inklusive der Einbeziehung aller Führungskräfte in die externe Kommunikation, setzt sich fort, um das Profil und die Bekanntheit von Beiersdorf als attraktivem Arbeitgeber zu schärfen. Das neu aufgelegte Programm „#BTheLead“ soll den besten Talenten optimale Arbeitsbedingungen bieten mit dem Ziel, ihre Motivation zu fördern und sie an Beiersdorf zu binden. Darüber hinaus dienen Kooperationen und Kontakte mit Universitäten dazu, qualifizierte Nachwuchskräfte frühzeitig einzubinden, um sie durch spezielle Einstiegsprogramme auf eine Karriere bei Beiersdorf vorzubereiten. Um die Qualifikation der Mitarbeitenden den sich ständig steigenden Anforderungen, gerade im Digitalbereich, anzupassen, haben wir entsprechende Schulungsprogramme aufgesetzt. Diese decken sowohl allgemeine als auch funktionsspezifische Fähigkeiten ab, für die unsere diversen internen Online-Akademien zuständig sind. Wie auch in den Vorjahren haben wir die Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden über eine externe, standardisierte und anonyme Befragung im Vergleich zu uns selbst und dem Markt bewerten lassen. Hier konnte das sehr hohe Niveau der Zufriedenheit aus dem Vorjahr gehalten werden. Auch aufgrund der derzeitigen Attraktivität als Arbeitgeber, unserer Wettbewerbskraft und der Maßnahmen bewerten wir das Risiko als gering und möglich.

  10. Generative künstliche Intelligenz
    Das Risiko hat aufgrund der weiterhin bestehenden Dynamik des Themas „künstliche Intelligenz“ weiterhin Bestand. Beiersdorf als Hersteller von Markenartikeln ist hierbei besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen zwei Arten von Risiken: einerseits jene, die sich aus der zur Bereitstellung von Daten an die externen Modelle ergeben, anderseits solche, die sich aus der Verwertung der Resultate aus den Modellen ergeben. Intern hat die „Beiersdorf ChatGPT“ Anwendung, zunächst für Marketing und F&E im Einsatz, inzwischen verschiedenste Fachbereiche erreicht. Außerdem haben wir kürzlich Kommunikationsrichtlinien zur Nutzung künstlicher Intelligenz (KI) für alle globalen Marken im Unternehmensbereich Consumer publiziert, sowohl als Anleitung für unseren eigenen Mitarbeiter als auch die unserer Agenturen. Außerdem haben wir alle Marketing-relevanten KI-Werkzeuge unter einer Plattform gebündelt, so dass global in einem sicheren Umfeld mit hoher Transparenz an neuen Anwendungsprozessen gearbeitet werden kann. Parallel arbeiten wir intensiv an einem allgemeinen Rahmen für die strategische Weiterentwicklung von KI bei Beiersdorf über alle Funktionen hinweg. Dabei werden wir weiterhin an der Gestaltung der Rahmenbedingungen für die sichere Nutzung der Werkzeuge arbeiten. Aufgrund der Ausweitung der Anwendungsfälle bleibt das Ausmaß gering aber die Eintrittswahrscheinlichkeit steigt auf möglich.
Übersicht relevante Risiken Unternehmensbereich Consumer und wesentliche Veränderungen zum Vorjahr

 

 

Probability

 

Impact

1) Reputationsschäden für Marken und Gesamtunternehmen

 

Möglich

 

 

Signifikant

 

2) Kritische Inhaltsstoffe

 

Möglich

 

 

 

Signifikant

 

 

3) Beschleunigung der Digitalisierung

 

Möglich

 

 

 

Signifikant

 

 

4) Wachsende politische und wirtschaftliche Unsicherheiten

 

Möglich

 

 

 

Signifikant

 

 

5) Knappheit bei Rohstoffen, natürlichen Ressourcen und Energie

 

Möglich

 

 

 

Sehr signifikant ↑

 

6) Cybersicherheit

 

Möglich

 

 

 

Sehr signifikant

 

 

7) Zunehmende ESG Anforderungen

 

Möglich

 

 

 

Signifikant

 

 

8) Klimawandelbedingte Auswirkungen auf die vollständige Wertschöpfungskette

 

Möglich

 

 

 

Signifikant

 

9) Talentmangel und -fähigkeiten

 

Möglich

 

 

 

Gering

 

10) Generative künstliche Intelligenz

 

Möglich

 

 

Gering

 

 

Eintritts­wahrschein­lichkeit

 

Auswirkung relevante Risiken

 

Wesentliche Veränderung zum Vorjahr

 

 

Sehr wahrscheinlich

 

>90 %

 

Schwerwiegend

 

>1.500 Mio. €

 

Anstieg

 

 

 

 

 

Wahrscheinlich

 

>50 % – 90 %

 

Sehr signifikant

 

> 500 Mio. €

 

 

 

 

 

 

 

 

Möglich

 

>10 % – 50 %

 

Signifikant

 

>125 Mio. €

 

Reduktion

 

 

 

 

 

Unwahrscheinlich

 

<10 %

 

Gering

 

>25 Mio. €

 

 

 

 

 

 

 

 

Wesentliche Risiken Unternehmensbereich tesa

Der explizite Einbezug der Risikolage des Unternehmensbereichs tesa erfolgt im Jahr 2024 zum ersten Mal. Daher erfolgt auch kein expliziter Vergleich zum Vorjahr, insgesamt gesehen hat sich die Risikolage nicht materiell verändert. Aus Konzernsicht bestehen folgende als wesentlich einzustufende Risiken:

Weltweite wirtschaftliche Krise

Makroökonomische und geopolitische Volatilitäten (wie Polarisierung in den USA, Spannungen zwischen den USA und China) führen zum Rückgang industrieller Produktion; sie drücken die wirtschaftliche Stimmung mit der möglichen Folge eines Rückgangs des Konsumentenvertrauens und Kaufverhaltensänderungen. Für tesa könnte der Rückgang von Auto und „high-end“ Elektronik – Käufen und damit verbunden der Umstieg auf günstigere Produkte zu Umsatzrisiken führen. Das Risiko wird als gering und wahrscheinlich eingestuft.

Eingeschränkter Marktzugang durch Handelskriege

Der freie Marktzugang für tesa in Schlüsselmärkten (u. a. China, USA) wird durch unvorhergesehene Regierungsentscheidungen, die den freien Handel betreffen, eingeschränkt. Die Auswirkung könnten steigende Zölle auf Exporte (z. B. auf Klebebänder nach China) oder der eingeschränkte Zugang zu Rohstoffen sein. Das Risiko wird als gering und möglich eingestuft.

Abhängigkeit von Kund*innen und Märkten

Das Risiko bezieht sich auf Abhängigkeiten von (Hersteller-) Märkten insbesondere für Smartphones und auf China im Allgemeinen. Neben starker Konkurrenz können die weiterhin schwache Nachfrage in China sowie zunehmende Marktsättigung zu Umsatzrisiken führen. Das Risiko wird als gering und möglich eingestuft.

Funktionale Risiken Unternehmensbereich Consumer

Wir haben auch in dieser Berichtsperiode alle funktionalen Risiken durch die globalen Funktionen bewerten lassen. Insgesamt gesehen bleibt die Risikobeurteilung bei im wesentlichen gleichbleibenden Themen auf Vorjahresniveau. Dabei gibt es zum großen Teil eine Überschneidung mit den strategischen Risiken. Dies trifft insbesondere auf die Themen Reputation, Klimawandel und Nachhaltigkeit sowie Beschaffung zu. Allerdings gibt es bei all diesen Themen aus der rein funktionalen Sicht noch zusätzliche kompensierende Maßnahmen, die wir bei den strategischen Risiken auf die Hauptaktivitäten beschränken. Ein Beispiel ist die Einrichtung von Beschaffungskontrakten mit Absicherungsklauseln, die die Volatilität bei wichtigen Rohstoffen und Verpackungsmaterialien in unsicheren Märkten reduziert.

Nur als funktionales Risiko haben wir zum Beispiel die Nicht-Konformität bezüglich des europäischen Kapitalmarktgesetzes aufgelistet, insbesondere die Risiken des Insiderhandels sowie der Nichtbeachtung der AdhocBerichtserfordernisse. Hier führen wir schon seit Jahren regelmäßige, zielgruppengenaue Trainings durch. Außerdem stellen wir den internen Informationsaustausch zu potentiellen relevanten Adhoc-Fakten fortlaufend sicher. Ein Adhoc-Komitee kümmert sich um die Bewertung der Information und deren Dokumentation. Das Risiko bewerten wir als gering und möglich.

Ein weiteres, rein funktionales aber als relevant eingestuftes Risiko betrifft das Marktrisiko aus Kapitalanlagen. Potenzielle Ausfallrisiken im Zusammenhang mit der Anlage der Konzernliquidität werden dadurch begrenzt, dass Anlagen nur bei definierten sicheren Kontrahenten erfolgen. Das Kontrahentenrisiko überwachen wir täglich anhand von Ratings und haftendem Eigenkapital der Kontrahenten sowie fortlaufend aktualisierten Risikoindikatoren. Mit Hilfe dieser Parameter werden Höchstbeträge für Anlagen bei Partnerbanken und Wertpapieremittenten ermittelt (Kontrahentenlimits), denen wir die tatsächlich getätigten konzernweiten Anlagen gegenüberstellen. Wir haben den überwiegenden Teil unserer Liquidität in risikoarmen Titeln angelegt (z. B. Staats-/Industrieanleihen und Pfandbriefe). Die schriftlich niedergelegte Investitionsstrategie wird regelmäßig mit unserem internen Kontrollgremium und dem Aufsichtsrat abgestimmt. Unser Risikomanagementprozess beinhaltet die Betrachtung des „Conditional Value at Risk“, sodass auch extreme Marktsituationen simuliert, verstanden und für die Anlageentscheidungen berücksichtigt werden können. Klare Zuordnungen von Verantwortlichkeiten, zentrale Regeln zur grundlegenden Begrenzung finanzieller Risiken und die bewusste Ausrichtung der eingesetzten Instrumente auf die konkreten Erfordernisse unserer Geschäftstätigkeit sind Ausdruck des finanzbezogenen Risikomanagements von Beiersdorf. Spezielle und weitergehende Informationen zum Ausmaß der Währungs-, Zins-, Ausfall- und Liquiditätsrisiken finden sich in der Anhangangabe 30 „Zusätzliche Angaben zu Finanzinstrumenten, Finanzrisikomanagement und derivativen Finanzinstrumenten“. Durch die gestiegenen Zinsen kann unsere auf Vorsicht ausgerichtete Strategie einfacher umgesetzt werden. Wir stufen deshalb dieses Risiko rein rechnerisch als signifikant, aber unwahrscheinlich ein.

Kurzfristige operative Risiken und Chancen Unternehmensbereich Consumer

Neben den kurzfristigen Auswirkungen der in der Langfristbetrachtung genannten Themen geopolitischer, wirtschaftlicher, aber auch klimawandelbedingter Risiken, liegen die hauptsächlichen Risiken im Unternehmensbereich Consumer weiterhin in den Preisverhandlungen mit unseren Kund*innen und der Reaktion der Konsumenten*innen auf erhöhte Preise. Negative, wirtschaftlich bedingte Marktentwicklungen in u. a. Mexiko oder China könnten sich auf unseren Absatz auswirken. Die meisten der genannten Risiken sind aber bereits in der finanziellen Vorausschau enthalten. Darüberhinausgehende Effekte werden als möglich, aber in ihrer Auswirkung eher gering eingeschätzt.

Die verbleibenden, wichtigen operativen Nettorisiken ergeben sich wie in der Vorperiode ausschließlich aus rechtlichen oder steuerlichen Verfahren sowie aus Betriebsprüfungen. Diese Risiken wurden soweit möglich durch interne und externe Expert*innen angemessen und mit Vorsicht bewertet. Einschätzungen zu Verlauf und Ergebnissen von Rechtsstreitigkeiten sind mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. Auf Basis der derzeit vorliegenden Informationen sind keine wesentlichen Belastungen für den Konzern zu erwarten, die als wahrscheinlich einzuschätzen wären.

Weitere Informationen und Einzelheiten zum Ausmaß der hier beschriebenen Risiken finden sich in der Anhangangabe 31 „Haftungsverhältnisse, sonstige finanzielle Verpflichtungen und rechtliche Risiken“.

Aufgrund der Nicht-Wesentlichkeit werden für den Unternehmensbereich tesa weder funktionale noch operative Risiken berichtet.

Wesentliche Chancen

Unternehmensbereich Consumer

Wesentliche Chancen sehen wir in der vorzeitigen Erreichung unserer Ziele, die wir uns mit der neuen „Win With Care“-Strategie gesteckt haben. Diese sehen wir insbesondere in den folgenden drei Bereichen:

Erschließung neuer Märkte

Wir erobern sogenannte White Spaces, insbesondere im Bereich Face Care, schneller und erfolgreicher als in unserer Prognose angenommen. Beispiele könnten unsere Innovationen im Bereich Epigenetics oder Anti-Pigment-Lösungen sein, wo Einführungen in mehr Märkten als bisher angenommen einen positiven Ergebnisbeitrag leisten könnten.

Bahnbrechende Innovationen

Kontinuierliche und in der jüngsten Vergangenheit getätigte Investitionen in der F&E, gerade in den Feldern Anti-Aging und Anti-Akne, führen früher als geplant zu erfolgversprechenden Innovationen. Die Chance könnte sich durch das enge Zusammenspiel zwischen der hauseigenen F&E und externen Partnern noch erhöhen.

Akquisitionen

Die Intensivierung der Suche nach neuen potentiellen Akquisitionen, welche naturgemäß stark von externen Faktoren beeinflusst wird, führt schneller zum Erfolg als geplant.

Es handelt sich bei allen drei Themen um potenzielle Geschäftsentwicklungen, die zu einer positiven Ergebnisabweichung im Vergleich zu unserer Prognose führen können wie auch zu Marktanteilsgewinnen.

Unternehmensbereich tesa

Die wesentlichen Chancen werden wie im Unternehmensbereich Consumer bei der Erschließung neuer Märkte (z. B. durch erhöhte Distribution/Markteinführungen „Debonding on Demand“ Produkten, i.e. Nutzung von Klebebändern anstelle von herkömmlichem Klebstoff), erfolgreicher Produktneuentwicklungen (z. B. nachhaltige Klebebänder) und Akquisitionen (z. B. Erwerb neuer Technologien) gesehen.

EBIT
Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Earnings before Interest and Taxes).
ESG
ESG steht für Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) und bezeichnet Kriterien, die verwendet werden, um die Nachhaltigkeits- und gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen sowie deren Management- und Führungspraktiken zu bewerten.
Eigenkapital
Das Eigenkapital eines Unternehmens gibt die Differenz zwischen dem Wert des Vermögens und der Schulden an.
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